Wien - Die Bank-Austria-eigene Investmentbank CAIB ist in die Turbulenzen der Finanzkrise geraten - wie sehr, zeigt sich in der vor kurzem veröffentlichten Bilanz 2008.

Die UniCredit CAIB AG ist eine Enkelin der Bank Austria (BA), Mutter ist die BA-CA Markets & Investment Beteiligungs GmbH. Aufgebaut wurde die CAIB unter Führung von Willi Hemetsberger; er war ab 2001 im BA-Vorstand, hat vor einem Jahr seinen Job quittiert.

Der Bereich "Markets & Investment" (also das Investmentbanking) sollte eigentlich gerade nach München übersiedeln. Diese Zentralisierung war beim Verkauf der HypoVereinsbank, HVB, an UniCredit ausgemacht worden. Demnach sollte die CAIB mit ihren zuletzt 295 Mitarbeitern in rund ein Dutzend Ländern zur HVB-Niederlassung in Wien werden. Doch nun will die HVB den vereinbarten Preis nicht mehr zahlen - Anlass sind laut Münchner Bankern vor allem die Ergebnisse 2008.

Denn die sind tiefrot. Der Jahresverlust betrug 598 Mio. Euro, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag mit fast 643 Mio Euro im Minus. Dabei ist das operative Geschäft, so betonen die CAIB-Banker, nicht so schlecht gelaufen: Der Nettozinsertrag lag bei 471 Mio. Euro. Vergleiche mit 2007 empfehlen sich laut Lagebericht der Gesellschaft nicht: 2008 fanden Abspaltungen, Verschmelzungen und Umbenennungen statt.

Osttöchter und Großbritannien abgewertet

Vor allem die Tochtergesellschaften in Osteuropa und Großbritannien haben das Vorjahr verhagelt: "Aufgrund der weltweitenFinanzkrise war es notwendig", erhellt der Lagebericht die Fakten, "für einzelne Tochtergesellschaften der CAIB einen Werthaltigkeitstest vorzunehmen und daraus resultierend Abwertungen ... von 406,4 Mio. Euro durchzuführen." Die Abwertungen betrafen laut BA vor allem Polen, Russland und Großbritannien. Der Verlust der 100-Prozent-Tochter CAIB Securities UK Ltd. betrug 9,5 Mio. Euro.

Auch die Kreditrisken (157 Mio. Euro) haben sich erhöht. Insgesamt hat die CAIB 115 Mio. Euro Kreditrisikovorsorge gebildet; vor allem für Transaktionen mit Lehman Brothers, isländischen Banken, für "uneinbringlich gewordene russische Equity Repurchase Geschäfte und Bonds aus dem reklassifizierten ABS (Asset backed securities) Portfolio".

Apropos ABS-Portfolio: Selbiges wurde, wie beim Großteil der Konkurrenz, aus bilanziellen Bewertungsgründen einer "Reklassifizierung" vom Umlauf- ins Anlagevermögen unterzogen; die Forderungen an Kunden aus diesen reklassifizierten Titeln betrug Ende 2008 fast 2,5 Mrd. Euro. Das Gesamtvolumen der derivativenInstrumente erreichte rund 719 Mrd. Euro; der größte Teil davon stammte aus zins- und wechselkursbezogenen Geschäften.

Das Jahr 2009 hat sich laut BA besser angelassen, der Wirtschaftsprüfer KPMG mahnt in seinem Bilanz-Testat von 5. März trotzdem zu Vorsicht. "Ohne unseren Bestätigungsvermerk einzuschränken, weisen wir auf die Tatsache hin, dass der Vorstand bei der Bewertung der Tochtergesellschaften Parameter zugrunde gelegt hat, die in hohem Maße auf Annahmen und Schätzungen beruhen. ... Allfällige Auswirkungen (der Finanzkrise; Anm.) auf die Tochtergesellschaften der Bank können derzeit nicht zuverlässig eingeschätzt werden." (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2009)