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Andy Murray hat die britischen und eigenen Erwartungen bisher voll erfüllt. Er konnte so-gar Kraft für weitere Taten sparen. Ihm fehlen noch drei Siege, um im Finale der Queen gegenüberzustehen. "Bis dahin kann noch viel passieren."

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London - Halbzeit in Wimbledon, am Sonntag wurde traditionell geruht, da drängt sich eine Zwischenbilanz förmlich auf. Das Außergewöhnliche an der 123. Auflage des Tennisklassikers war, dass es binnen einer Woche nicht einmal eine Sekunde lang geregnet hat. Dabei ist der Veranstalter wahnsinnig stolz auf das um läppische 110 Millionen Euro errichtete mobile Dach über dem Centre Court. Die Funktionstüchtigkeit konnte allerdings nicht bewiesen werden. Dieser Zustand sollte auch erhalten bleiben, laut Wetterbericht verheißen die nächsten Tage Sonnenschein und für London untypische Hitze. Der Deckel wird sich möglicherweise bis zum 124. Turnier 2010 gedulden müssen, das Gras lacht ihn 2009 quasi aus.

Nicht unbedingt sensationell ist, dass die österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der zweiten Woche nicht mehr vertreten sind. Ausgenommen Oliver Marach, der im Doppel mit dem Polen Lukasz Kubot noch arbeiten darf. Erwartungsgemäß hat sich Jürgen Melzer am besten gehalten. Er scheiterte trotzdem zum elften Mal in der dritten Runde eines Grand-Slam-Turniers, Achtelfinalspiele kennt er nach wie vor nur aus dem Fernsehen. Diesmal war Andy Roddick der Täter, der mag Melzer offensichtlich sehr, der Amerikaner gewann nämlich auch das neunte Duell mit dem 28-jährigen Österreicher.

Melzer, der nun eine zweiwöchige Pause einlegt, hatte sich am Samstagabend "nichts vorzuwerfen. Aber ich sitze da und habe in vier Sätzen verloren." Das Ergebnis in nackten Zahlen: 6:7, 6:7, 6:4, 3:6. Roddick schlug 33 Asse. Melzer: "Der serviert dir eine Bombe nach der anderen, da gerät man ständig unter Druck." Rein nervlich habe er sein erstes Spiel auf dem Centre Court gut verkraftet. "Nur in den Tiebreaks konnte ich die Atmosphäre nicht bewältigen. Aber ich weiß, dass ich mich vor niemanden verstecken muss."

Andy Murray natürlich auch nicht. Der Schotte soll für den ersten britischen Erfolg nach 73 Jahren (Fred Perry) sorgen. Der 22-jährige Mann wird medial abgefeiert, bisher hat er dem Druck bravourös standgehalten. Das 6:2, 6:3, 6:4 gegen den Serben Victor Troicki war an Souveränität kaum zu überbieten. Heute, am sogenannten "Super-Monday" , an dem sämtliche Achtelfinalpartien abgewickelt werden, trifft Murry ("Ich muss noch besser werden" ) auf den Schweizer Stanislas Wawrinka. Ein anderer Schweizer, nämlich Roger Federer, hat seine ersten drei Partien nicht minder souverän absolviert, ein Finale gegen Murray scheint sehr realistisch zu sein. Sollte dieser Fall tatsächlich eintreten, würde sogar die Queen am Sonntag erscheinen. Die vielbeschäftigte Frau war zuletzt 1977 in Wimbledon zu Besuch. Federer bekommt es zunächst aber mit Robin Söderling zu tun. Die Erinnerung an den Schweden ist frisch und schön, der hat das Finale der French Open glatt verloren. Gegen Federer, nicht die Queen.

Generell haben die Routiniers aufgezeigt, Lleyton Hewitt, Thommy Haas und Juan Carlos Ferrero sind noch im Rennen. Der lange Ivo Karlovic (2,08 m) hat in drei Partien nur 102 Asse geschlagen.

Bei den Damen ist anzunehmen, dass zumindest eine der WilliamsSchwestern das Endspiel erreichen wird. Oder vielleicht auch beide, denn Serena und Venus wurden auseinandergesetzt. Für die größte Überraschung sorgte bisher die 19-jährige Deutsche Sabine Lisicki, die am Samstag French-Open-Siegerin Swetlana Kusnezowa mit 6:2 und 7:5 geschlagen hat. Vor Wimbledon hatte Lisicki noch nie ein Match auf Rasen gewonnen. "Anscheinend gibt es Wunder, damit habe ich wirklich nicht gerechnet." (red - DER STANDARD PRINTAUSGABE 29.6. 2009)