Wien - Von 390 auf 70 entschleunigt wurde der oberösterreichische Autozulieferer Polytec. Die genannten Zahlen bezeichnen Nettoschuldenstände in Millionen Euro, die erste Zahl stand vor Zerschlagung und Entschuldung in den Büchern und hätte der Gruppe fast die Existenz gekostet. Die zweite Zahl ist nun jener Stand, mit dem die Polytec neu (die gleichzeitig "Polytec alt" ist) versucht, im schwierigen Umfeld der Autozulieferung ihren Platz zu halten.

Vor dem Wochenende wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung die Zerschlagung des Konzerns in die Teile Polytec und Peguform abgesegnet. Die erst im Vorjahr auf Betreiben von Polytec-Gründer und -CEO Friedrich Huemer übernommene und als Rettung an die KTM-Eigner Stefan Pierer und Rudolf Knünz abgegebene deutsche Peguform-Gruppe nimmt Schulden in Höhe von 220 Mio. Euro mit. 110 Millionen davon sind ein Teil jenes kurzfristigen Übernahmekredits, dessen Umschuldung innerhalb der Polytec nicht mehr möglich gewesen ist und der Holding finanziell fast das Genick gebrochen hätte.

Knapp 60 Millionen Euro haben die finanzierenden Banken - Raiffeisen Landesbank Oberösterreich (die "Hausbank") sowie Bank Austria, Investkredit und Bawag nachgelassen (Oberbank und WestLBsind die Peguform-Finanzierer). Dies berichtete der Anfang des Jahres von den Banken als Finanzchef und Vermittler zwischen den Eigentümerinteressen geholte Klaus Rinnerberger (früher Vorstand bei Magna Steyr) in einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

Kunststoffteile für Autokonzerne

Polytec - das Unternehmen stellt diverse Kunststoffteile für BMW, Mercedes, VW und andere Autokonzerne her - schloss das erste Quartal mit einem Minus von 31,4 Prozent beim Umsatz und einem negativen Vorsteuerergebnis (Ebit) von 54,1 Mio. Euro ab. Rechnet man die Peguform-Verluste hinaus, bleibt ein Minus von 15,4 Mio. Euro.

Für das Gesamtjahr will man keine genauen Prognosen abgeben, der Umsatz werde sich bei rund 600 Mio. Euro einpendeln, rote Zahlen seien "sicher", so Rinnerberger (der sich künftig der Peguform-Sanierung unter den Fittichen der KTM-Eigner widmet).

Polytec-CEO Huemer hat einen Vertrag bis 2011, er wolle diesen auch erfüllen, sagte er am Montag. Als Aktionär (32 Prozent des Kapitals) musste er im Gegenzug für einen Überbrückungskredit von 31 Mio. Euro seine Stimmrechte verpfänden, an Rechtsanwalt Horst Koch, der über eine Treuhandkonstruktion nun 20 Prozent an Polytec (für die RLB OÖ) hält. (szem, DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2009)