Lesachtal - Der österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD), der Jahr für Jahr tausenden Alpinisten und Skifahrern aus prekären Situationen hilft, läuft jetzt selbst Gefahr, in ein Loch zu fallen. Grund ist ein Finanzengpass, der sich über die Jahre aufgebaut hat und die ohnedies schwierige Arbeit der ehrenamtlich tätigen Retter zusätzlich erschwert. "Wir sind absolut am Limit" , sagte ÖBRD-Präsident Reinhold Dörflinger bei einer Leistungsdemonstration von Berg- und Flugrettung am 1970 Meter hoch gelegenen Wolayersee in Kärnten.

Die Bergretter, die österreichweit in knapp 300 Ortsstellen organisiert sind, fühlen sich von Teilen der Bundesregierung im Stich gelassen. Obwohl die frühere Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat 2006 versprochen habe, dem als Verein organisierten ÖBRD jährlich 33.000 Euro aus Ressortmitteln zu überweisen, sei weder 2008 noch 2009 Geld geflossen. Auch eine vom früheren Landwirtschaftsminister Josef Pröll zugesagte einmalige Subvention von 20.000 Euro, die für Ausrüstungsdepots im Gebirge verwendet werden sollte, sei nie angekommen. "Wenn es so weitergeht, ist die Bergrettung gezwungen, eines Tages ihre Einsatzbereitschaft einzustellen" , sagte Dörflinger.

Der ÖBRD-Präsident wies darauf hin, dass allein die Prämien für die Unfallversicherungen der mehr als 11.000 Bergretter 160.000 Euro pro Jahr ausmachen. Ausrüstung, Kurse und Schulungen seien da noch nicht dabei. Allein das Innenministerium sei zu seinen Zusagen gestanden und habe heuer 70.000 Euro an die sieben Landesleitungen des ÖBRD überwiesen. Obwohl Einsätze der Bergrettung mit 32 Euro pro beteiligter Suchperson und Stunde verrechnet werden, finde man damit kein Auslangen.

"Es geht um die Planbarkeit der Arbeit" , sagte Dörflinger. "Wenn man uns zumindest die Zahlung der Versicherungsprämien für die Bergretter auf drei Jahre garantiert, wäre uns schon enorm geholfen."

Der ÖBRD-Präsident will auch mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner über Zuwendungen sprechen, er verweist auf den Nutzen der Bergrettung für die Volkswirtschaft. Im Vorjahr etwa habe es 73.000 Einsatzstunden gegeben. Bei einem theoretischen Stundensatz von 50 Euro entspreche das einem finanziellen Gegenwert von 3,7 Mio. Euro, den die Bergrettung dem Tourismusland Österreich allein 2008 gebracht habe.

Von den im Vorjahr knapp 6500 geborgenen Menschen seien fast 50 Prozent ausländische Gäste gewesen. Weil nach geltendem Recht alle Einsätze für Berg-, Flugsportler und Wanderer abseits gesicherter Verkehrsräume privat verrechnet werden müssen, seien Zusatzversicherungen ratsam, sagte Dörflinger. Ein Einsatz könne weniger als 100 Euro kosten, bei entsprechend langer intensiver Suche aber auch bis zu 150.000 Euro. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.7.2009)