London - Astronomen glauben einen Vertreter einer Klasse Schwarzer Löcher entdeckt zu haben, die es der Theorie nach geben müsste - nur an Nachweisen mangelte es bislang: nämlich "mittelschwere Schwarze Löcher". Bei den bisherigen Entdeckungen handelt es sich nämlich entweder um stellare schwarze Locher mit höchstens zwei Dutzend Sonnenmassen - oder um supermassereiche Schwarze Löcher von mehrtausendfacher Größenordnung; dazwischen klafft eine gehörige Lücke.

Forscher um Sean Farrell und Natalie Webb von der Universität Toulouse berichten nun im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 460, S. 73) davon, dass sie in in 290 Millionen Lichtjahren Entfernung ein Schwarzes Loch von mehr als 500 Sonnenmassen aufgespürt haben. Die Forscher hatten das Objekt mit der Bezeichnung HLX-1 in einer Langzeitmessung mit dem europäischen Röntgensatelliten "XMM-Newton" entdeckt. Am Rand der Galaxie ESO 243-49 stießen sie auf eine kompakte Quelle heller Röntgenstrahlung, wie sie von Materie abgestrahlt wird, die in ein Schwarzes Loch stürzt. Die Messdaten ließen dabei keine andere physikalische Erklärung als ein Schwarzes Loch mit etwa 500 Sonnenmassen zu, erläutern die Astronomen.

Diese Entdeckung ist von Bedeutung: Denn während die Entstehung stellarer Schwarzer Löcher durch Supernovaexplosionen erklärt werden kann, liegt die Entstehung supermassereicher Schwarzer Löcher noch weitgehend im Dunkeln. Möglicherweise entstehen sie aus der Verschmelzung vieler kleiner Schwarzer Löcher. Dann müssten sich allerdings auch mittelgroße Zwischenstadien aufspüren lassen. Das neu entdeckte HLX-1 könnte sich in so einem Zwischenstadium befinden und so die Theorie stützen. (APA/dpa/red)