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Wer nicht mitschwimmen will, braucht medizinische Gründe - religiöse reichen nicht

Foto: dpa/Haid

In Nordrhein-Westfalen kann künftig Kindern, die von Schwimmunterricht abgemeldet werden, die Aufnahme an der Schule verweigert werden. Das hat das Oberverwaltungsgericht von Münster entschieden.  Wer sich beim Einschreiben in die Schule nicht schon anfangs verpflichtet, das Kind mitschwimmen zu lassen, erhält also keine Zulassung - es sei denn, es gibt gesundheitliche Gründe.

Getrennt oder gar nicht

Immer wieder kommt es vor, dass strenggläubige Muslime ihrer Tochter die Teilnahme am Schulschwimmen verbieten. Der Grund: Oft findet kein nach Geschlechtern getrennter Unterricht statt, die Mädchen seien zu sehr männlichen Blicken ausgesetzt. Das gelte auch dort, wo Buben und Mädchen getrennt unterrichtet werden: Schließlich gibt es auch männliche Bad-Besucher.

In Österreich ist der Schwimmunterricht Pflicht. Wer trotzdem mehrmals fehlt und keine Arztbestätigung vorweist, könne "rein theoretisch" von der Schule fliegen, sagt Sonja Spendelhofer, Sportinspektorin in Wien. "So weit wird es normalerweise aber nicht kommen." 

"Gespräche bringen viel"

Ob es Eltern gebe, die das ausnutzen? "Möglich", sagt Spendelhofer, "aber statistische Aussagen kann ich nicht treffen." Die Erfahrung zeige aber, "dass Gespräche mit den Eltern oft sehr viel bringen."

Wer die Tochter aber partout nicht in den Schwimmunterricht schicken will, hat in Wien ohnehin eine Alternative: Im Hernalser Jörger Bad wird jeden Montag nachmittag reines Mädchenschwimmen für Muslimas angeboten. Rund dreißig Teilnehmerinnen aus ganz Wien kommen regelmäßig, in ihrer Stammschule sind sie dafür vom Schwimmen befreit. Männliches Bad-Personal hat in dieser Zeit strenges Zutrittsverbot.

Auch mit T-Shirt

Ziel des Stadtschulrats sei jedoch, die Mädchen möglichst im allgemeinen Schwimmunterricht zu behalten, sagt Spendelhofer. Eine Abmachung mit den städtischen Bädern macht das auch konservativen Eltern möglich: Seit einiger Zeit dürfen Badegäste auch mit Langarm-T-Shirts und Leggins ins Becken. (mas, derStandard.at, 3.7.2009)