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Ari Weinstein und die Alltagsprobleme mit Notebooks und Getränken - seine Tweeds verfolgen mittlerweile gut 3000 Leute.

Foto: Archiv

Ari Weinstein ist 15 Jahre alt, lebt in den USA und hat jetzt Sommerferien. An und für sich keine große Leistung, dennoch sorgt der Schüler derzeit in den USA für Furore und Medienberichte. Der Grund dafür: Ari hackt das iPhone und das schon seit Jahren. Und in diesen Sommerferien hat er ein großes Ziel.

"Jailbreak the iPhone"

Seit dem 19. Juni, also an dem Tag als Apple sein neues iPhone 3GS vorgestellt hatte, sitzt Ari mit sechs Freunden - gemeinsam nennen sie sich "Chronic Dev Team" - angespannt vor dem PC und versucht einen erfolgreichen "Jailbreak" bei Apples Smartphone. Ziel dieser Aktion ist es ein Tool zu kreieren, das es ermöglicht auch nicht von Apple autorisierte Software auf dem Handy laufen zu lassen.

Erste Version

Eine erste Version haben die Hacker schon veröffentlicht, allerdings sei sie noch etwas fehlerbehaftet, daher wird die schulfreie Zeit nun genutzt, um die Fehler zu beheben. Das WallStreet Journal hat Ari Weinstein und seinen Aktivitäten nun ein ausführliches Portrait gewidmet und ihn damit zu einem bunten Hund in der IT-Community gemacht. 250.000 UserInnen haben die Webseiten des Chronic Dev Teams bereits aufgesucht und spornen Ari immer wieder zum Weitermachen an. "Coding und dann austesten ob es funktioniert oder nicht, das bringt dir viel Erfahrung", so Ari zum WSJ. Immerhin will der junge Mann im späteren Berufsleben von seinen Hacker-Erfahrungen profitieren. Seine Eltern unterstützen ihn bei seinen Plänen.

Jailbreak oder doch nicht?

Mit 11 Jahren begann Ari seine Hacker-Karriere. Schon früh rückte dabei das iPhone ins Zentrum seines Interesses. Ein Apple-Sprecher meinte gegenüber dem Wall Street Journal: "Nur eine kleine Minderheit der iPhone-AnwenderInnen nutzt einen Jailbreak - und das ist gut so. Denn diese Modifikationen lassen nicht nur Garantie und Gewährleistung verfallen, sie sorgen auch dafür das das iPhone nicht mehr verlässlich und stabil läuft." Dieser Argumentation kann der junge Hacker naturgemäß wenig abgewinnen.

Noch keine Reaktion von Apple

Ari und seine Freunde haben auch noch keine Post der Apple-Anwälte bekommen, um ihre Aktivitäten zu unterbinden. Im Februar hatte Apple in einem 27-seitigen Statement an das US-Patentamt erklärt, dass die Modifikationen am iPhone die Urheberrechte verletzen würden. Doch gibt es auch eine weitverbreitete andere Ansicht - nämlich jene, dass AnwenderInnen mit ihrem iPhone tun können was sie wollen. "Apple hat nicht das Recht mir vorzuschreiben was ich auf meinem iPhone installieren will", gibt sich Ari selbstbewusst. Der Teenager ist sicher, dass seine Arbeiten nicht illegal, sondern vielmehr äußerst nützlich und wichtig seien. ZUr Sicherheit hat er aber auch einen eigenen Anwalt, der ihn bei entsprechenden Fragen berät.

Ethisches Hacken

Dennoch stellt Weinstein gegenüber dem WallStreet Journal klar, dass er sich die "Millennium Copyright"-Gesetze online angesehen und genau studiert habe. Dabei sei er zu dem Schluss gekommen, dass seine Arbeiten nicht dem Gesetz widersprechen würden. "Ich hacke nur wenn es den Leuten hilft."

Frühes Interesse

Schon in der Vorschule soll sich Ari mit Technik beschäftigt haben. Im Kindergarten versuchte er selbstgemalte Sammelkarten über das Internet zu verkaufen. Das Geschäft blieb erfolglos, aber immerhin lernte er dabei eine Webseite zu gestalten. Im Zuge seiner ersten Erfahrungen musste er auch die AOL-Kindersicherung umgehen lernen. "Da wusste ich, dass ich ihn nun in Ethik unterrichten muss", meint sein Vater Ken Weinstein. Mit 11 begann er dann kostenlose Spiele auf seinen iPod Mini zu bringen und dann folgte das iPhone.

Millionen Downloads

Seine Jailbreak-Software soll schon Millionen Mal herunter geladen worden sein, meint der Hacker. Einige AnwenderInnen spendeten sogar Geld dafür. Einige tausend Dollar seien so zusammengekommen, aber vor allem ernteten Ari und seine KollegInnen viel Lob von der Community und sind so angespornt genug, um die Sommerferien wieder vorm Rechner zu verbringen. Allerdings musste der junge Mann nach seinem WSJ-Interview auch viele Seitenhiebe und Kritik einstecken. Die Neider scheinen groß, vor allem über die sozialen Netzwerke und Twitter scheinen viele Leute ihren Unmut auszudrücken.

Ein kleines Malheur

Einen kleinen Rückschlag musste Ari Weinstein jedoch einstecken, wie seine Twitter-Einträge verraten: ein Wasserschaden am MacBook. Apple will 610 Dollar dafür. "Nun werde ich es eben selbst auswechseln, und hoffentlich wird Apple nicht merken, dass ich mein MBP geöffnet habe."(Gregor Kucera, derStandard.at vom 9.7.2009)