Ein aktueller Mockup für den GNOME 3.0-Desktop

Grafik: Red Hat

Das wohl dominierende Thema der diesjährigen GNOME-EntwicklerInnenkonferenz GUADEC, die sich im spanischen Las Palmas als Teil des Gran Canaria Desktop Summit (GCDS) langsam ihrem Ende zuneigt, ist unübersehbar die Vorbereitung auf die kommende Major Release - GNOME 3.0. Ein zentraler Bestandteil dieser Bestrebungen ist die Verbesserung der User Experience, mit der GNOME Shell will man die Nutzung des Desktops erheblich vereinfachen und modernisieren.

Zugabe

Über die grundlegenden Konzepte und den aktuellen Stand der Entwicklung der GNOME Shell hat der WebStandard in den letzten Wochen und Monaten zwar bereits mehrfach berichtet, im Rahmen des GCDS sind nun aber eine ganze Reihe an neuen Informationen bekannt bzw. gänzlich frische Ideen geschmiedet worden. Allen voran ein Design-Dokument in dem die Red Hat-Mitarbeiter William Jon McCann und Jeremy Perry auf insgesamt 37 Seiten die grundlegenden Konzepte und Ziele der GNOME Shell näher erläutern.

Aufbau

Darin beschreibt man etwa, wie man sich den zukünftigen Aufbau des GNOME-Interfaces vorstellt: Statt zwei soll es nur mehr ein Panel geben, das zusätzlich klar strukturiert sein soll. Für die linke obere Ecke ist der Activities-Link gedacht, mit dem man zum bereits bekannten Overlay mit dem Überblick   auf aktuelle Dokumente, beliebteste Anwendungen und die offenen Workspaces kommt. Um den Zugriff zu beschleunigen, will man eine sogenannte "Hot Corner" verwenden, das Bewegen des Mauszeigers in das entsprechende Eck soll also zum Aufruf reichen.

Rechts daneben dann ein Neuzugang, der eine zentrale Änderung im GNOME-Desktop-Konzept darstellt: Hier soll nämlich ein Eintrag für das aktive Programm landen, Name und Icon werden nebeneinander dargestellt. Diesen Ansatz hält man für eindeutiger als die bisher bei einem klassischen Task-Switcher zum Einsatz kommenden grafischen Hinweise, die das aktive Element symbolisieren sollen. Über ein Kontextmenü können hier auch jene Funktionen aufgerufen werden, die für das gesamte Programm relevant sind, also etwa der "Beenden"-Eintrag. Die Menüs bei den Fenstern sollen hingegen wirklich nur mehr das jeweilige Fenster betreffen.

Status

Die Uhr wandert in die Mitte, rechts davon ist dann die System-Status-Area zu finden, die die Position des bisherigen Systray einnimmt. Hinter diesem Umbau steht der Versuch eine historisch gewachsene Mischung aus eigentlich vollständig unterschiedlichen Funktionalitäten wieder aufzubrechen. So sollen hier tatsächlich nur mehr System-Status-Meldung angezeigt werden, also etwa der aktuelle Batterie-Ladestand oder die Internet-Verbindung. Alle Funktionalität, die über ein Kontextmenü angeboten wird, muss zusätzlich auch über das Interface des zugehörigen Programms selbst erreichbar sein. Durch diese Vorgabe will man die Nutzung auf Geräten mit geringer Display-Größe verbessern, ist es hier doch mit einem Touchpad nicht immer so einfach kleine Icons korrekt anzuwählen.

Die bisher ebenfalls an diesem Platz untergebrachten Benachrichtigungen sollen hingegen vollständig neu gestaltet werden. So werden diese künftig am unteren Rand des Bildschirms sanft eingeblendet, dies resultiert aus der Erkenntnis, dass sie an der bisherigen Stelle viel zu oft den Workflow der NutzerInnen stören. Was hier angezeigt wird, macht man auch vom Status der UserInnen abhängig. Haben diese ihre Präsenz etwa auf "Beschäftigt" gestellt, sollen ausschließlich Nachrichten von kritischer Relevanz eingeblendet werden.

Überblick

Zusätzlich gibt es für das Nachrichtensystem aber auch den "Summary Mode", der dargestellt wird,  wenn der Mauszeiger an den unteren Rand des Bildschirms verschoben wird. Auf einem semi-tranparenten Panel wird dabei in Form von Icons ein Überblick über die eingegangenen Nachrichten dargestellt. Dies nach den zugehörigen Programmen getrennt, zu denen dann jeweils auch weitere Funktionen aufgerufen werden. Darunter stellt man sich etwa Steuerelemente für einen Musik-Player oder das Einblenden der Überschriften aktueller E-Mails vor, auch eine einfaches Chat-Interface würde sich an dieser Stelle anbieten.

Bereits in seinen Anfängen implementiert hat man einen Sidebar für den Desktop, der allerdings vollständig optional bleiben soll, wie Red-Hat-Entwickler Owen Taylor gegenüber dem WebStandard betont. Hier sollen diverse Gadgets ihren Platz finden - vom Last.FM-Radio bis zur Wettervorschau.

Entwicklung

In einer Birds-of-Feather-Session demonstrierte das GNOME-Shell-Team dann auch gleich, wie einfach die Weiterentwicklung der eigenen Software ist. So zeigte Red-Hat-Entwicklerin Marina Zhurakhinskaya wie sich in wenigen Zeilen Code das Aussehen der Oberfläche verändern lässt. Der Grund dafür sei, dass man sich als Entwicklungssprache für Javascript entschieden habe. Dieser Zugang habe zusätzlich den Vorteil, dass sich DesignerInnen leichter an der Verbesserung der Oberfläche beteiligen können. (Andreas Proschofsky [@suka_hiroaki auf Twitter] aus Las Palmas, derStandard.at, 09.07.2009)