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Obama-Devotionalien auf der Oxford Street von Accra

Foto: epa/Jane Hahn

Der Blick den finsteren Gang entlang, der an einem winzigen Durchlass in den dicken Steinwänden der Festung von Elmina endet, lässt den Besucher heute noch schaudern. An den Wänden hängen schwere gusseiserne Halterungen, in denen einst Ölfackeln flackerten.

Mehr als 250 Jahre nach der Hochzeit des Sklavenhandels ist es nicht schwer sich vorzustellen, wie tausende Männer, Frauen und Kinder mit scheppernden Ketten diesen Gang entlang getrieben wurden, um nach Amerika verschifft zu werden. Tausende US-Amerikaner afrikanischer Herkunft besuchen jedes Jahr das Sklaven-Fort in Elmina an Ghanas Küste. Der berühmteste von ihnen wird hier am heutigen Samstag erwartet: US-Präsident Barack Obama soll nach Cape Coast und ins nahe Elmina an der Küste Westafrikas kommen.

"Cape Coast ist einer der geschäftigsten Orte auf dem ganzen Kontinent", strahlt Kohain Nathanya, Organisator des jährlichen "Panafests", das dicht auf den Besuch Obamas folgt. "Es ist wichtig, dass Afrikas dunkle Jahre nicht in Vergessenheit geraten."

Dass der erste schwarze US-Präsident bei seiner ersten offiziellen Reise als Staatsoberhaupt südlich der Sahara dem transatlantischen Sklavenhandel gedenkt, hat nicht nur für Nathanya eine wichtige symbolische Bedeutung. "Obama ist ein Held, er wird die Geschichte verändern, wie wir es seit dem Ende des Sklavenhandels nicht gesehen haben", freut sich etwa Mary Okopo, die nahe der Festung Fufu verkauft, das in kleine Plastiksäckchen abgepackte Nationalgericht.

Der Besuch im Sklaven-Fort ist Obamas einziger Ausflug in die Vergangenheit. Im Zentrum der Reise, daran lässt Obama keinen Zweifel, stehen Gegenwart und Zukunft. "Ghana hat mehrere erfolgreiche Wahlen hinter sich gebracht und trotz eines knappen Ergebnisses gerade erst einen friedlichen Machtwechsel", so der US-Präsident. "Ich will dieses Beispiel hervorheben, weil ich glaube, dass es eine direkte Verbindung zwischen guter Regierungsführung und Wohlstand gibt."

Eine wegweisende Rede will Obama in Accra halten, die womöglich die Afrikapolitik seiner ersten Amtszeit umreißen wird. Die Stadt, das Land, halten den Atem an und genießen die Aufmerksamkeit. Dass Ghana Afrikas Vorzeigemodell ist, davon sind hier die meisten ohnehin überzeugt.

Doch Präsident John Atta Mills, erst seit Jahresanfang im Amt, hat andere Probleme. Statt über die goldene Zukunft wird er mit Obama eher über die triste Gegenwart sprechen. "Ghana ist pleite", eröffnete Atta Mills seine erste Ansprache an die Nation. Die Vorgängerregierung habe allein im letzten Jahr ein sieben Mal höheres Haushaltsdefizit verursacht als geplant. Wöchentlich fliegen neue Skandale auf: Für die 50-Jahr-Feier Ghanas vor zwei Jahren sollen einem Untersuchungsbericht zufolge 80 Millionen US-Dollar verjubelt worden sein, viermal mehr als geplant. (Marc Engelhardt aus Accra DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.7.2009)