Frage: Ist der Mond wirklich so nahe, wie man manchmal glauben könnte?
Antwort: Alles eine Frage der Relation. Der Trabant ist von allen möglichen Zielorten im All der nächste und auf der Erde auch gut zu sehen. Am erdfernsten Punkt wurden aber 405.500 Kilometer gemessen. Die "Apollo"-Reisen hatten eine Länge von etwa 384.000 Kilometern. Astronauten unternahmen seither vergleichsweise nur kurze Ausflüge: 600 Kilometer zum Hubble-Teleskop (2002) und 400 Kilometer zur Internationalen Raumstation ISS.
Frage: Warum fasziniert uns der Mond so?
Antwort: Dem Mond wurden schon seit der Antike göttliche Kräfte nachgesagt. Bis heute glauben viele Menschen, dass der Trabant sie beeinflusst und zum Beispiel Selbstmordraten bei Vollmond steigen. Wissenschaftliche Erkenntnisse darüber gibt es freilich nicht. Vermutlich entstand der Mythos auch aufgrund der hellen Strahlkraft des Vollmondes, die eigentlich eine Täuschung ist. Nur etwa sieben Prozent des einfallenden Lichtes werden von der Mondoberfläche reflektiert. Er erscheint nur so hell im Kontrast zum tiefschwarzen All.
Frage: Wie kommen Zivilisten nun zum Mond?
Antwort: Vorerst einmal gar nicht, denn die Reise ist deutlich strapaziöser als die bisherigen Kurzausflüge von Weltraumtouristen. Da müsste man schon Astronaut sein. Die Aufnahmebestimmungen für Astronauten sind allerdings weltweit sehr rigoros. Der Mond ist außerdem kein erstrebenswertes Urlaubsziel. Er hat keine Atmosphäre, seine Oberflächentemperatur schwankt stark, kann an manchen Stellen über 100 Grad Celsius am Tag und deutlich weniger als -100 Grad nachts bekommen. Die Mondoberfläche ist eine Wüstenlandschaft. Der Geruch von Mondstaub und Mondgestein ist offenbar gewöhnungsbedürftig. "Der Geruch ist stechend, wie Schießpulver oder leergeschossene Patronen von Pistolen", sagten Armstrong und Buzz Aldrin nach ihrem Spaziergang.
Frage: Wieso war ausgerechnet Neil Armstrong der erste Mann auf dem Mond?
Antwort: Das war kein Glücksfall, wie Armstrong vorab meinte, sondern entsprach dem strengen Besetzungsreglement der Nasa. Die Ersatzmannschaft eines "Apollo"-Fluges musste zwei Missionen aussetzen, um dann selbst nominiert zu werden. Die Crew für "Apollo 8" hieß: Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Fred Haise. Armstrong wollte aber Michael Collins, wegen einer Operation bei "Apollo 8" ausgemustert, mitnehmen. Haise war dann Mitglied der "Apollo 13"-Mission. Als Armstrong zum Kommandanten von "Apollo 11" wurde, wusste er übrigens noch nicht, dass er den Mond betreten würde. Die Mondfähre war noch nicht fertiggebaut.
Frage: Fernsehen war damals noch Luxus. Wie viele Menschen konnten die Mondlandung live sehen?
Antwort: Mindestens 500 Millionen Menschen konnten und wollten. Ob zu Hause, bei der Nachbarin oder im Lokal um die Ecke. Und bis heute sagen Zeitzeugen in Anspielung auf Verschwörungstheorien: Ob die Astronauten nun tatsächlich auf dem Mond waren oder in einer Wüste in den USA, egal, sie waren im Fernsehen! Der ORF, der 28 Stunden und 28 Minuten Live-Übertragung brachte (überboten erst anlässlich von 9/11), löschte danach die Mehrzahl der Bänder - aus Kostengründen. Etwa 15 Minuten wurden gerettet. Die Zuspielungen der Nasa blieben erhalten.
Frage: War die "Apollo 11"-Mission zu irgendeinem Zeitpunkt gefährdet?
Antwort: Ja, als die Mondfähre auf das Zielgebiet im Mare Tranquillitatis automatisch zusteuerte, erkannte Armstrong, dass "Eagle" Kurs auf einen Krater mit hohen Felsen nahm. Er führte die Landung manuell aus und landete sicher etwa 60 Meter westlich davon.
Frage: Was kostete das "Apollo"-Programm insgesamt? Und war es das Geld überhaupt wert?
Antwort: Das "Apollo"-Programm kostete rund 24 Milliarden Dollar, in heutigen Geldwert sind das umgerechnet rund 100 Milliarden Dollar. Die Erkenntnisse, die das "Apollo"-Programm erbrachte, hätte man freilich auch mit Robotern und das natürlich wesentlich billiger erzielen können. Es ging vor allem darum, die Vormachtstellung zu demonstrieren. Manche Historiker meinen heute, das Wettrennen zum Mond sei ein (erfolgreicher) "Ersatz" für einen drohenden Dritten Weltkrieg gewesen.
Frage: Gab es denn wissenschaftliche Erkenntnisse durch die Mondlandung?
Antwort: Ja. Der Mond ist ein uralter Himmelskörper und hat, so Alexis von Croy in seinem Buch Der Mond (Verlag Herbig), "die ersten Milliarden Jahre der Entstehungsgeschichte gespeichert, die allen terrestrischen Planeten gemein ist". Im Gestein Regolith auf der Mondoberfläche können Forscher die Strahlung der Sonne im Laufe der Jahre feststellen und Rückschlüsse auf Klimaänderungen auf der Erde ziehen.
Frage: Derzeit wird wieder von einer künftigen bemannten Mondmission geredet. Wäre die wissenschaftlich interessant?
Antwort: Der Mond ist hier vorwiegend als Testobjekt interessant, das man in drei Tagen erreichen kann. So kann man Flüge zum Mars oder noch weiter hinaus vorbereiten. Wissenschaftlich interessant wäre es zum Beispiel, eine permanente Mondbasis zu errichten - oder ein Teleskop auf der uns abgewandten dunklen Seite des Mondes.
Frage: Wie unterscheiden sich derzeitige Antriebstechnologien der Trägerraketen von jenen aus dem Jahr 1969?
Antwort: Sie sind praktisch ident. Die neuen "Ares"-Raketen der Amerikaner, die für künftige Mond- oder Marsmissionen gebaut werden, haben sogar ein nur leicht modifiziertes Triebwerk der damaligen "Saturn"-Rakete. Die großen Technologiesprünge gab es dagegen bei Computern, der Navigation, der Kommunikation und den Energiesystemen.
Frage: Wie belastend war es für Mondfahrer, die Erde nicht zu sehen?
Antwort: Dazu gibt es unterschiedliche Meldungen. Doch Al Worden, der Pilot der Kommandokapsel von "Apollo 15", erlebte den zeitweise fehlenden Anblick der Erde, die Einsamkeit und die Dunkelheit "hinter dem Mond" (im Mondorbit) auch als faszinierend. Er konnte den Blick nicht von den Sternen abwenden. Auch Michael Collins, der im Orbit kreiste und bei der Danksagung von US-Präsident Richard Nixon vergessen wurde, bezeichnete die Zeit auf der Mondrückseite als Zeit voller "Hochgefühl", andererseits funkte er den Richtung Mondoberfläche sich absetzenden Kollegen Armstrong und Aldrin angeblich zu: "Redet weiter mit mir!" (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 15.07.2009)