Tübingen - Das Institut für Medizinische Psychologie der Universität Tübingen hat gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Nijmegen nachgewiesen, dass Neurofeedback eine evidenz-basierte und somit wirksame Behandlungsmöglichkeit für Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizits-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist. In einer Studie der niederländischen Forschungseinrichtung "Brainclinics", die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "EEG and Clinical Neuroscience" erschienen ist, haben die Forscher eine Meta-Analyse aller 15 bisher veröffentlichten Studien zum Neurofeedback bei ADHS durchgeführt.

Effekte auf Kernsymptome

Damit konnten sie zeigen, dass Neurofeedback große und klinisch signifikante Effekte auf die Kernsymptome Impulsivität und Unaufmerksamkeit hat. Im Hinblick auf das Kernsymptom Hyperaktivität konnten mittlere Effekte nachgewiesen werden. ADHS ist die am weitesten verbreitete psychische Störung des Kindes- und Jugendalters und bleibt bei einem Teil der Betroffenen auch im Erwachsenenalter erhalten.

Was ist Neurofeedback?

Neurofeedback, auch EEG-Biofeedback genannt, ist eine Methode, mit der die Aktivität des Gehirns beeinflusst werden kann, um neurologische oder psychische Störungen zu behandeln. Es ermöglicht  die Rückmeldung von Hirnaktivitätin Echtzeit, die in der Regel mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen wird. Ziel des Neurofeedbacks ist, dass Patienten lernen, jene Aktivität des Gehirns zu unterdrücken oder herzustellen, die mit der Pathophysiologie ihrer Erkrankung einhergehen. Die Behandlungsmethode wurde ursprünglich bei Epilepsien eingesetzt und seit 1976 auch bei Patienten mit ADHS erprobt. Heute kommt sie bei einer Vielzahl von Störungen zur Anwendung. Der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit von Neurofeedback war bisher jedoch nicht hinreichend erbracht.

Wirksamkeit auch bei Epilepsie

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie beziehen sich auf die Behandlung von ADHS. Eine Meta-Analyse zur Wirkung des Neurofeedbacks bei Epilepsie, die in derselben Ausgabe von "Clinical EEG and Neuroscience" publiziert ist, ergab ebenfalls den Nachweis einer klinischen Wirksamkeit. Für andere Erkrankungen stehen derartige Analysen aber noch aus. (red, derStandard.at)