Wien - Die Biochemikerin Silke Dorner von den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität Wien erforscht in einem vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) geförderten Projekt die Wirkungsweise des MicroRNA-Effektor-Komplexes, der bei der Regulierung von rund 30 Prozent aller Gene hilft. Zusammenhänge mit Tumorentstehung und Autoimmunerkrankungen sollen dabei aufgeklärt werden.

Grundlagen

Ribonukleinsäure (RNA) - eine chemische Verwandte der Desoxyribonukleinsäure (DNA) - galt lange lediglich als Bote und Übersetzer der auf der DNA gespeicherten Information. Erst vor wenigen Jahrzehnten erkannten Genetiker, dass RNA auch wichtige Steuerungs- und Regulationsaufgaben in der Zelle übernimmt.

Der MicroRNA-Effektor-Komplex besteht aus kleinen RNA-Stücken und Proteinen. Er erkennt - soviel ist bekannt - bestimmte Abschnitte auf der Boten-RNA und unterdrückt ihre Weiterverarbeitung in Proteine. So kann in der Zelle auch noch nach der Ablesung der DNA gesteuert werden, welche Genprodukte tatsächlich umgesetzt werden. Noch nicht aufgeklärt ist der molekulare Mechanismus, wie der Komplex eingreift.

Bezug zu Krankheiten

"In unserem neuen Forschungsprojekt untersuchen wir, wie sich der Effektor-Komplex verändert, sobald er sich an die Boten-RNA gebunden hat", so Dorner in einer Aussendung der MFPL. Die Deregulierung von MicroRNAs wird mit der Entstehung von diversen Krankheiten in Verbindung gebracht, u.a. der Tumorentstehung. Von einem detaillierten Verständnis des Mechanismus erhofft sich die Forscherin nicht zuletzt, zur Entwicklung von Therapieansätzen beitragen zu können.

Auch bei der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes und verschiedenen anderen rheumatischen Erkrankungen finden sich bekanntermaßen Antikörper gegen Proteinbestandteile des Effektor-Komplexes. Die Grundlagenforscherin warnt allerdings vor verfrühten Hoffnungen, denn die Forschung steht hier erst am Anfang. Ihre Experimente führt sie vorerst an Zellen der Fruchtfliege Drosophila durch. In menschlichen Zellen existieren nämlich verschiedene Varianten des Effektor-Komplexes, im Modellorganismus Fruchtfliege nur eine. (APA)