Sie wollten das Land "für seine Beteiligung an Einsätzen in islamischen Ländern bestrafen". So lautet der Tageszeitung "The Australian" nach die Erklärung der vier als islamische Terroristen verdächtigen Australiern, die nach Angaben der Polizei einen Anschlag auf einen Armeestützpunkt am Stadtrand von Sydney geplant hatten. Es lägen Beweise für eine Verbindung zwischen den Männern somalischer und libanesischer Herkunft und der radikal-islamischen Gruppe Al-Schabab in Somalia vor. Mindestens einer von ihnen habe dort auch im Krieg gekämpft. Australien war 2003 Teil der in Somalia einmarschierten UNO-Friedenstruppen.

Dabei ist alles eine Frage der Perspektive: Australien, auf Weltebene nie eine militärische Großmacht, erscheint für die Inselstaaten im pazifischen Raum als Riese. Die einzigartige Position Australiens im Südpazifik gilt als unumstritten. So intervenierten australische Truppen beispielsweise 1997 in ihrem ehemaligen Treuhandgebiet Papua Neu Guinea oder stellten 2006 mit 650 Soldaten den Großteil der internationalen Friedenstruppe in Timor-Leste (Osttimor). 2006 entsandte Canberra Truppen nach Tonga und als 2006 Unruhen auf den Salomonen ausbrachen, schickte Australien umgehend 110 Soldaten und 66 Polizisten.

Pazifischer Raum

Australien, das in George W. Bushs "Koalition der Willigen" im Krieg gegen den Terror stets als loyaler Partner diente, zimmerte sich gleichzeitig seine eigene Bündnisversion für die Salomonen: Neuseeland, Papua Neu Guinea, Fiji und Tonga folgten Canberra - einige Monate nach der Besetzung des Iraks - auf die Inselgruppe. Ihre Aufgabe bestand laut dem damals amtierenden Premier John Howard darin, "die Ordnung wiederherzustellen" und zu verhindern, dass sich der "gescheiterte Staat" in ein Paradies für internationale Kriminalität und Terrorismus verwandelt. Ein französisches Hilfsangebot auf den Salomonen wurde strikt abgelehnt - australische und französische Interessen stehen im Pazifik seit 100 Jahren in Konkurrenz, angefangen mit dem Kampf um Kolonien im späten neunzehnten Jahrhundert. "Kein Land der Welt" spiele im pazifischen Raum "eine größere Rolle", unterstrich Howard den Anspruch seines Landes auf die Rolle als regionale Ordnungsmacht.

In den kommenden 20 Jahren möchte Canberra seine Streitkräfte mit knapp 53 Milliarden Euro aufrüsten. 100 neue Kampfflugzeuge sollen beschafft werden, außerdem sechs weitere Unterseeboote und acht neue Fregatten. Das größte Aufrüstungsprogramm in der Geschichte des Landes ist die Antwort auf die wirtschaftliche und militärische Expansion Chinas in der Region Asien/Pazifik. Außerdem würden auch Indien oder Russland versuchen, kleinere, politisch instabile Staaten im Pazifik auf ihre Seite zu ziehen.

Irak

Mit dem Abzug der letzten zwölf Australiern endete die "Koalition der Willigen". Vergangenen Freitag verließen die letzten nicht-US-amerikanischen Truppen den Irak. "Wir danken den Partnern, die sich beteiligt haben und freuen uns darauf, auch zukünftig wieder mit ihnen zu arbeiten", sagte US-Militärsprecher Mark Ballesteros.

Die "Partner" hatte einst George W. Bush zusammengetrommelt. Dem Einmarsch in den Irak verweigerten sich vor allem die alten europäischen Partner, allen voran Deutschland und Frankreich. Auf ihrem Höhepunkt erreichte die Koalition eine Truppenstärke von 300.000 Soldaten aus 38 Ländern. Der Großteil (40.000) neben den US-Truppen stammte aus Großbritannien, 2.000 waren Australier.

Nach einer schrittweisen Reduzierung der Truppenstärke waren im Irak Ende Juni noch rund 134.000 US-Soldaten im Einsatz. Großbritannien hatte Ende Mai seine verbliebenen 4.100 Soldaten nach Hause geholt. Weitere 33 Länder der "Koalition der Willigen", darunter Italien, Spanien, Australien, Georgien und die Ukraine, hatten kleinere Truppenkontingente geschickt.

Afghanistan

Ende Juni kündigte Australien kan, seine Truppen in Afghanistan kräftig aufzustocken. An der ISAF (International Security Assistance Force –Internationale Sicherheits-Unterstützungs-Truppe) sind unter Einschluss der USA 41 Staaten mit derzeit insgesamt 55.000 Soldaten beteiligt. Größte Truppensteller sind nach den USA Großbritannien, Deutschland, Kanada, Niederlande, Italien, Frankreich, Türkei und Australien.

Geplant sei die Entsendung weiterer 450 Soldaten, sagte Premierminister Kevin Rudd. Damit erhöht sich die Zahl der australischen Soldaten in dem Land von 1.100 auf 1.550. Die Truppenerhöhung habe vor allem zum Ziel, afghanische Soldaten besser trainieren zu können. Seit 2001 sind zehn australische Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen.

Historisch

Australische Truppen haben über das 19. Jahrhundert hinweg als Teil des britischen Empires an zahlreichen britischen Kriegen teilgenommen, darunter im Krimkrieg (1853-1856), bei der Eroberung des Sudan (1896-1898) oder im Burenkrieg in Südafrika (1899-1902). Auch ab 1901, als unabhängige Nation, blieb Australien Großbritannien eng verbunden. Aussies kämpften im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg, von 1948 bis 1966 gegen die Aufständischen in Malaysia, während des Korea- und Vietnam-Krieges. (fin, derStandard.at, 4.8.2009)