Ein großer Krankenhausbau steht in Wien an. Und bevor noch der erste Kran in Floridsdorf aufgefahren ist, werden die Kosten laufend nach oben korrigiert. Auch bei der Projektvergabe gibt es einige bemerkenswerte persönliche und unternehmerische Verflechtungen. Da werden bei den Wienern Erinnerungen wach - kein Wunder, dass die Rathausopposition bereits eine Neuauflage des AKH-Skandals dräuen sieht.

Politische und juristische Wickel dieser Dimension sind derzeit freilich nicht absehbar. Aber es gibt allerhand Erklärungsnotstände rund um das Krankenhaus Nord. Zum Beispiel: Warum hat man das Wiener Spitalswesen nicht grundlegend umstrukturiert, wenn man schon so viel Geld in die Hand nimmt? Warum kostet das Krankenhaus deutlich mehr als vergleichbare Bauvorhaben? Und, aktuellstes Beispiel: Warum ist das Gewinnerprojekt mit freiem Auge als Abbild des "Vorkonzepts" des Krankenanstaltenverbundes (KAV) erkennbar, obwohl dieses Konzept offiziell geheim war?

Weil dies nun einmal die international gängigste Art sei, Krankenhäuser zu bauen, heißt es beim KAV. So geht das beinahe täglich: ein neuer Vorwurf, eine neue Erklärung. KAV und Stadtregierung üben sich im argumentativen Löcherstopfen statt in offensiver Informationspolitik, um sich dann entrüstet zu rechtfertigen, wenn Opposition oder Medien neue Ungereimtheiten entdeckt haben wollen. Und sie liefern damit den besten Nährboden für das Gefühl, dass da etwas faul ist im Norden Wiens. (Andrea Heigl, DER STANDARD Printausgabe, 05.08.2009)