Am bekanntesten ist die Militärstreife für die Kontrolle der Wachdienste, die Suche nach Suchtmitteln und die Fahndung nach Abgängigen.

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Wien - Selbst wenn man den Attentäter noch hervorspringen sieht, wird man von seinem Leibwächter überrascht. Er drückt einem den Kopf nach unten und drängt einen kraftvoll vorwärts, sodass man stolpernd nur den Boden wahrnimmt. Dazu brüllt er einem ins Ohr, was man im Stress aber erst nach dem dritten Mal registriert: "Auto, Auto, Auto", gibt er die Fluchtrichtung vor. Von einem weiteren Sicherheitsmann wird die Tür der Limousine aufgerissen, man selbst fast waagrecht auf die Rückbank geschoben, ehe der Wagen mit quietschenden Reifen und einer Hochgeschwindigkeitsdrehung um 180 Grad davonrast.

Der Anschlag auf dem Weg zum Bürgermeister von Angererdorf ist selbstverständlich nur Teil einer Übung, Ortschef gibt es in Wahrheit auch keinen und das Dorf nahe Kaisersteinbruch besteht aus vier halbfertigen Gebäuden. Die ganze Anlage ist nämlich ein Truppenübungsplatz des Österreichischen Bundesheeres, den an diesem Tag die Personenschützer der Militärstreife nutzen.

Ihre Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass ausländische militärische Staatsgäste des Verteidigungsministeriums Österreich auch wieder unverletzt verlassen. Neben dem Persönlichen Sicherheitsoffizier, der direkt für die gefährdete Person verantwortlich ist, gehören dazu auch Beamte, die Hotelzimmer durchsuchen oder die besten Anfahrtsrouten austüfteln.

"Die unangenehmsten Einsätze sind daher solche, bei denen das Gegenüber mobil ist", sagt Michael Rohrhofer (alle Namen von der Redaktion geändert, Anm.) "Wenn er also seine Besichtigungspläne ändert oder ein Bad in der Menge nehmen will." Ein Horror sind auch geparkte Autos, könnte doch in jedem ein Sprengsatz versteckt sein - der Grund, warum beim Staatsbesuch von George W. Bush die Straßen geräumt worden sind.

Der Personenschutz ist aber nur ein Teil der Sicherheitskräfte des Bundesheeres. 360 Beamte sind derzeit vor allem innerhalb der Armee tätig, dürfen aber auch in die Rechte von Zivilisten eingreifen. Zum Beispiel, indem sie den Verkehr anhalten können, um Truppenverlegungen durchführen zu können. Im Zusammenhang mit der Bedrohung von "militärischen Rechtsgütern" wie Gebäuden, Soldaten oder Amtsgeheimnissen dürfen sie im Inland aber noch weit mehr - festnehmen, Hausdurchsuchungen durchführen oder schießen.

Haftstrafen für Abgängige

Am bekanntesten ist die Militärstreife dennoch für die Kontrolle der Wachdienste, die Suche nach Suchtmitteln (wobei Rekruten erst nach dem dritten Fund bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden) und die Fahndung nach Abgängigen. Auf unerlaubte Abwesenheit oder Desertion können nach dem Militärstrafgesetz Gerichte Freiheitsstrafen verhängen.

In Wahrheit wolle man aber gar nicht bestrafen, versichert Roman Völker, Chef der ersten Kompanie. "Die Kameraden sollen vor allem zurückkommen", versichert er, während er auf den Weg nach Wien-Hernals ist. Dort wollen er und sein Kollege András Mayer versuchen, einen 18-Jährigen zu finden, der verschwunden ist. "Er hatte schon ein Ausgehverbot und beantragt, für zehn Tage nach Serbien fahren zu dürfen, um heiraten zu können." Das wurde abgelehnt, gefahren ist er offenbar dennoch. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 10.8.2009)