Wien - Die Jahre 2009 und 2010 werden für die in Zentral- und Osteuropa engagierten Banken schwierig bleiben, doch die langfristige Perspektive für die Region bleibe intakt, so Debora Revoltella, in der italienischen UniCredit-Group für die strategische Analyse für CEE zuständig. 2010 sollten laut der aktuellen "CEE Banking Study 2009" der UniCredit die Problemkredite ihren Höhepunkt erreichen.

Von der sich abzeichnenden weltwirtschaftlichen Erholung sollte auch die CEE-Region profitieren, das Wirtschaftswachstum in den 17 untersuchten Ländern im kommenden Jahr mit 1,1 Prozent aber noch deutlich unter dem Potenzial bleiben, so die Analysten. Für 2009 prognostizieren sie für die gesamte Region eine Schrumpfung um 5,5 Prozent, für 2011 ein Wachstum von 3,5 Prozent.

Das Verhältnis der Problemkredite zu den gesamten Ausleihungen sollte 2010 je nach Land zwischen mehr als 5 und weniger als 20 Prozent betragen, geht aus der Studie hervor. Am stärksten betroffen sind demnach die Banken in Südosteuropa und dem erweiterten Europa - mit Russland, Ukraine, Türkei und Kasachstan. Am wenigsten gefährdete Kredite gibt es in der Gruppe der zentral- und osteuropäischen Länder mit Polen, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Slowenien. Die baltischen Länder liegen dazwischen.

CEE-Banking bleibt attraktiv

Auch wenn von der internationalen Finanzkrise alle mittel- und osteuropäischen Banken betroffen seien, habe das CEE-Banking dennoch seine Attraktivität behalten können. Inzwischen hätten die Märkte ihre "Liquiditätskrisen-Stimmung" abgelegt. Liquidität werde vor allem von den Banken mit ausländischen Eigentümern nicht mehr als zentrales Problem angesehen. "Jetzt geht es dem CEE-Banking-Sektor vielmehr um Kreditqualität und Risiken", so Revoltella.

Die Durchdringung mit Finanzprodukten werde sich fortsetzen, wenngleich in moderaterem Tempo. Die Erholung auf der Ausleihungsseite werde im Unternehmenssektor beginnen. Im Retailsektor sei noch eine signifikante Lücke bei den Bankprodukten, besonders bei Hypothekenfinanzierungen, gegeben. Die Verfügbarkeit von inländischer als auch ausländischer Finanzierung werde auch in Zukunft ausschlaggebend für die Dynamik des Wachstums sein.

Angesichts eines langsameren Wachstums müsse nun die Kreditqualität als wichtigstes Kriterium für die Ertragsstärke einer Bank betrachtet werden, so die Analysten. Die Qualität des Kreditportfolios sei der entscheidende Unterscheidungsfaktor zwischen den Banken. "Alles in allem gehen wir davon aus, dass die Gewinner entweder neu eintretende Marktteilnehmer oder aber internationale Player sein werden, die in der Region bereits aktiv sind, vorausgesetzt, sie bringen einen angemessenen Risikoappetit auf und können ihren soliden finanziellen Hintergrund wirksam einsetzen", so Revoltella.

UniCredit führt Ranking

Laut Studie umfasst der gesamte regionale CEE-Banking-Sektor 2.455 Banken mit Gesamtaktiva in Höhe von über 2.100 Mrd. Euro. Die externen Verbindlichkeiten machen mit 450 Mrd. Euro rund 21 Prozent der Gesamtverbindlichkeiten aus, wovon 30 Prozent auf Russland entfallen.

Das Ranking der Top-Player wird von der UniCredit-Group angeführt, die in der Region durch die Bank Austria vertreten ist : Die Gruppe kann auf Aktiva von 121,6 Mrd. Euro und einen Reinerlös nach Steuern von 2,6 Mrd. Euro im Jahr 2008 verweisen. An zweiter Stelle liegt Raiffeisen International (RI) mit 85,4 Mrd. Euro Aktiva und 1,1 Mrd. Euro Gewinn. Die Erste Bank liegt an dritter Stelle, mit Gesamtaktiven von 79,3 Mrd. Euro, allerdings mit einem Reinerlös nach Steuern von 1,6 Mrd. Euro, der sie in diesem Punkt an die zweite Stelle platziert. Es folgen: KBC (71,6 Mrd. Euro Aktiva und 309 Mio. Euro Gewinn), SocGen (65,9 Mrd./1,2 Mrd.), IntesaSP (42,5 Mrd./186 Mio.) und OTP (35,2 Mrd./958 Mio. Euro). (APA)