Bild nicht mehr verfügbar.

"Diva": Dienstag, 21.00 Uhr auf Arte.

Foto: Archiv

Eine gefeierte Opernsängerin weigert sich aus künstlerischen Gründen, ihre Stimme mechanisch aufzeichnen und reproduzieren zu lassen. Wer sie hören will, der muss ihre Konzerte besuchen. Der Fan, dem das nicht genügt, der geht den Weg in die Illegalität, wenn er von der dritten Reihe Parkett aus einen Auftritt auf Tonband mitschneidet. Er besitzt nun also ein kostbares Bootleg: keine Raubkopie, sondern eine nicht autorisierte Originalaufnahme. Davon träumen sogar Napster-geprüfte Musikproduzenten noch schlechter.

Im Jahr 1981 verband der Franzose Jean-Jacques Beineix diese Ausgangssituation mit den mörderischen Machenschaften von Mädchen- und Drogenhändlern, einem kriminellen hohen Polizeibeamten, ein paar Neon-Bohemiens und machte daraus eine schicke Thrillerromanze mit Namen Diva (Arte, 21.00). Männliche Exzentriker mit entsprechenden Hobbys bewohnen darin riesige, spärlichst möblierte Lofts, in denen eine vietnamesische Fille Fatale ein- und ausgeht. 

Damals war das ein Schlüsselwerk des Kino-Plastik-Pop, den die Kinder der Nouvelle Vague erfunden hatten (sie hießen neben Beineix auch Besson, heute produzieren sie seelenlose Kassenschlager in Serie oder haben sich nach unbekannt verzogen).

Inzwischen ist Diva nicht zuletzt als Zeitdokument interessant: All diese altertümlichen Aufzeichnungs- und Kommunikationstechnologien (nur böse Menschen hatten schon mobiles Telefon). Oder als möglicher Verursacher von Schnickschnackkino à la Amélie. Und ja - die Arie aus Alfredo Catalanis La Wally kann heute niemand mehr hören. Aber die Verfolgungsjagd auf dem wendigen roten Moped durch das weiß gekachelte Gängelabyrinth der Metro macht immer noch Spaß. (Isabella Reicher, DER STANDARD; Printausgabe, 11.8.2009)