Wien - "Um das Regime im Irak ist es nicht schade - doch die Politik der gegenwärtigen Administration Bush, Alleingänge zu machen, sich an die Stelle der UNO zu setzen und selbst zu bestimmen, was gut und böse ist, halte ich à la longue für bedenklich." Die dezidierteste Stellungnahme eines heimischen Intellektuellen zum Aufflackern der Kampfhandlungen im Irak stammt aus dem Munde des Wiener Autors Robert Schindel.
Auch sein steirischer Kollege Gerhard Roth sieht die Hoffnung auf die Verrechtlichung internationaler Beziehungen zerstört: "Der Krieg ist völkerrechtswidrig", so Roth: "Es geht den Amerikanern nicht darum, ihren Frankenstein Saddam Hussein aus dem Verkehr zu ziehen. Ich halte das vielmehr für ein blindes militärisches Herumtappen von George W. Bush nach dem 11. 9."
Autorin Marlene Streeruwitz sieht sich dem Zwang ausgesetzt, "den Krieg abstrahiert mitdenken zu müssen": "Plötzlich sind wir wieder auf dem mittelalterlichen Marktplatz." Als "lächerlichen, kleinen Schritt" verwende sie selbst das Wort "Krieg" nur noch in umgedrehter Form ('Geirk'), um zu verhindern, dass es wieder in den Alltagsgebrauch Eingang finde.
Türkei-Kennerin Barbara Frischmuth: "Die ganze Region, fürchte ich, wird in ein schreckliches Dilemma geraten, alleine wenn ich an die Kurdenproblematik denke, und selbst wenn der Irak in zwei, drei Wochen niedergebombt sein wird, wird keine Lösung entstehen." (APA, poh/ DER STANDARD, Printausgabe, 21.3.2003)