Klagenfurt/Wien - "Was können die seit Jahrzehnten leidgeprüften Menschen in Afghanistan dafür? Solange es noch Flieger hinunter gibt, werden wir alles tun, um unser Frauenprojekt in Konduz voranzutreiben." Selbst "Präventivschläge" der US-Militärs ge-gen das Terrornetzwerk der Al-Kaida im Zuge des Irakkriegs können Caritas-Koordinator Peter Quendler und den oberösterreichischen Unternehmer Otto Hirsch nicht stoppen.

Unter dem Motto "Solidarität gegen Krieg" geht es ihnen darum, afghanischen Frauen den Weg in ein selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen. Denn auch nach dem Abzug der Taliban gelten vielfach noch die alten Traditionen und Stammesgesetze, die den Frauen das Tragen der Burka, des Ganzkörperschleiers, aufzwingen.

"Wir versuchen, sie aus der Abhängigkeit einer rigiden Männergesellschaft herauszuführen", erklärt Peter Quendler im STANDARD-Gespräch. "Das geht nur, wenn die Frauen eine Ausbildung und eigene Arbeit haben."

Schneidern lernen

Im Rahmen des einzigartigen Projekts werden eine Schule für 200 Mädchen, ein Kindergarten und eine angeschlossene Berufsausbildungsstätte für Textilverarbeitung gebaut. Die Mädchen werden dort Schneiderei und Stickerei erlernen. Später soll auch eine Produktionshalle dazugebaut werden, in der 40 Frauen einen dauerhaften Arbeitsplatz finden sollen. Auch fünf ständige Ausbildungsplätze sind dort vorgesehen.

Der österreichische Sportmoden-Erzeuger Eisbär hat sich nicht nur bereit erklärt, die Frauen und Mädchen vor Ort auszubilden, die Firma überlegt auch, einen Teil ihrer Fertigung von China nach Konduz zu verlegen. Zudem ist ein Sozial- und Beratungszentrum geplant, in dem die Frauen ihre Erfahrungen über den mühseligen afghanischen Alltag austauschen können.

Das Projekt wird rund eine Million Euro kosten und finanziert sich in der Anfangsphase aus Spendengeldern. Neben privaten Spendern, wie etwa die Mirja-Sachs-Stiftung München, beteiligen sich das Land Oberösterreich und die Caritas an den Aufbaukosten.

"Nach drei Jahren endet unsere Begleitung, und das Projekt soll sich dann selbst erhalten", erklärt Otto Hirsch. Und: "Wenn es den Menschen und vor allem den Frauen besser geht, gibt es weniger Hass, Terror und Krieg."

Projektträger für "Solidarität gegen Krieg" sind, wie schon bei "Nachbar in Not", Caritas und Wirtschaftskammer. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, Caritas-Präsident Franz Küberl sowie die oberösterreichische Landtagspräsidentin Angela Ortner haben die Patronanz übernommen. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3. 2003)