Wien - So wie es ausschaut, wird künftig nur ein hohes Gebäude das Stadtbild in Wien- Mitte prägen: der Citytower. Der Turm hat schon fast seine geplante Bauhöhe von 87 Metern erreicht. Im September werden die Mitarbeiter des Handelsgerichts und des Bezirksgerichts "Innere Stadt" die neuen Büros beziehen.

Eigentümer des Citytowers ist die Immofinanz. Deren Chef Karl Petrikovics betont, dass die Kalamitäten rund um den Wien-Mitte-Stopp "nichts mit uns zu tun haben". Außer dass der Turm ebenfalls auf dem Gelände der ÖBB stehe, gebe es keinen Zusammenhang. Allerdings war die Baugesellschaft Porr AG früher Partner der "Arge Wien-Mitte". Die Porr ist ausgestiegen und zieht nun mit der Immofinanz den Turmbau durch.

Petrikovics sieht "in keinster Weise" Auswirkungen der Wien-Mitte-Debatte, was die Attraktivität des Citytowers anlangt. Er bedauert nur, dass die "ostblockartige" Atmosphäre am Bahnhof bis auf weiteres erhalten bleibe.

Kurios ist, dass die Wiener FPÖ gegen den Citytower die Verfassungsrichter bemüht und Anrainerklagen unterstützt, während unter FP-Justizminister Dieter Böhmdorfer das gesamte Gebäude gemietet wurde. Bei einer kürzlich erfolgten Begehung der Baustelle hat Böhmdorfer die Klagen als "PR-Aktion" abgetan. Seine Wiener Parteikollegen wollen damit aber einen Baustopp erreichen, weil Anrainerrechte missachtet worden seien.

Derweil ist offen, was auf der anderen Seite des ÖBB- Grundstücks entlang der Landstraße passieren wird. Wie berichtet, wurde das Projekt der Bahnhofsüberbauung gestoppt, nachdem die Proteste gegen den Bau in der Pufferzone des Welterbes immer lauter wurden. Die B.A.I. (Bauträger Austria Immobilien) hat angekündigt, eine "Light-Variante" entwickeln zu wollen. Bei den ÖBB überlegt man ebenfalls Alternativen, damit ein alter Bahnhof im neuen Kleid präsentiert werden kann. Offen ist die Frage, wie dies für alle wirtschaftlich rentabel geschehen kann. Denn die B.A.I. kann nur genug Erträge lukrieren, wenn sie in die Höhe baut, die ÖBB wollen ihr Grundstück Gewinn bringend verpachten. (Andrea Waldbrunner/ DER STANDARD, Printausgabe, 21.3.2003)