Die US-Außenministerin in Rage: Clinton in Kinshasa. Das Ärgernis soll auf einem Missverständnis beruhen.

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Kinshasa - Hillary Clinton ist zunächst einmal sprachlos. Habe ich richtig gehört, scheint sie zu denken. In einem fliederfarbenen Kostüm vor blauem Vorhang auf einer Bühne sitzend, beantwortet sie Fragen des Publikums in Kongos Hauptstadt Kinshasa, gerade richtet ein Student das Wort an sie. Aber nein, er fragt nicht nach ihrer Meinung über einen chinesischen Kredit und die Weltbank - er fragt nach der Meinung ihres Ehemannes, Ex-US-Präsident Bill Clinton.

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"Moment - Sie wollen, dass ich Ihnen sage, was mein Mann denkt?", ruft sie nach einigen Sekunden ungläubigen Schweigens. Und dann, sichtlich verärgert: "Mein Mann ist nicht der Außenminister, ICH bin es!" Pause, dann noch wütender. "Wenn Sie mich nach meiner Meinung fragen, werde ich Ihnen meine Meinung sagen. Aber ich bin nicht das Sprachrohr meines Mannes!"

Ein ungewöhnlicher Ausfall der US-Außenministerin im Rahmen ihrer Afrika-Reise, der nach Angaben des State Departments auf einem Missverständnis beruhen soll: Der Student sei später noch einmal auf Clinton zugegangen und habe gesagt, er habe US-Präsident Barack Obama und nicht Bill Clinton gemeint.

Die Clintons gelten seit Jahren als Politikerpaar mit einem ausgesprochen komplizierten Verhältnis. Als erfolgreiche Anwältin hat Hillary Clinton seit Jahrzehnten darum gekämpft, ihre Interessen und Ziele gegen die ihres Mannes zur Geltung zu bringen.

Die Kontroverse um die Affäre des Präsidenten mit der Praktikantin Monica Lewinsky brachte Hillary Clinton die Sympathie von weiten Teilen der amerikanischen Öffentlichkeit ein.

Zum Ende der Amtszeit ihres Ehemanns (1993-2001) wurde Hillary Clinton zur Senatorin von New York gewählt. Im vergangenen Jahr verlor sie das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten gegen Obama. Dieser holte nach seinem Wahlsieg nicht nur seine frühere Rivalin, sondern auch zahlreiche ehemalige Vertraute von Ex-Präsident Clinton in sein Team.

Letzterer landete vergangene Woche einen außenpolitischen Coup, als er überraschend Nordkorea besuchte und dabei die Freilassung von zwei US-Journalistinnen erreichte. (red, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 12.8.2009)