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Zeca Schall aus Angola arbeitet für die CDU Thüringen.
Publicity ist gut, vor allem im Wahlkampf. Aber auf so viel Aufmerksamkeit hätte Zeca Schall gerne verzichtet. Über Nacht ist der Thüringer CDU- Politiker deutschlandweit bekannt geworden. Die NPD bedroht ihn, weil er ein Schwarzer ist und das nicht nur politisch. „Ich habe keine Angst", versichert der 44-Jährige, der vom Staatsschutz bewacht wird, seit die Rechtsextremen angekündigt haben, ihm im persönlichen Gespräch nahezulegen, nach Angola zurückzukehren.
Dort ist Zeca Fonseca, wie er vor seiner Heirat mit einer Deutschen hieß, ursprünglich aufgewachsen. 1988 besucht er eine Fachhochschule für Landwirtschaft, die Studentenaustausch mit dem sozialistischen „Bruderstaat" DDR betreibt. Für Schall ist das Programm eine Chance, dem Bürgerkrieg in seiner Heimat zu entkommen. Er meldet sich um Studentenaustausch und landet im thüringischen Hildburghausen.
Dort gefällt es ihm so gut, dass er gar nicht mehr weg will. Wenn Schall nicht gerade im Volkseigenen Betrieb (VEB) „Schrauben- und Normteilwerk Hildburghausen" werkt, lernt der Katholik die deutsche Sprache, engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Kirchenkreis. Echte Thüringer Knödel zubereiten kann er auch bald vortrefflich. Schnell ist er so integriert, dass er von sich selbst sagt: „Ich bin Thüringer. Meine Heimat ist jetzt Hildburghausen."
Aber er vergisst auch seine Landsleute nicht. Vor allem nicht jene, die in der neuen ostdeutschen Heimat nicht so gut und so schnell angekommen sind wie er selbst. Schall engagiert sich in der Integrationsarbeit, baut in Erfurt einen Treffpunkt auf. Irgendwann möchte er Politik machen und braucht dafür eine Partei. Seine Wahl ist keine Herzensangelegenheit, sondern entspringt purem Pragmatismus. Schall: „Ich kannte nur die CDU."
2004, als er die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, wird er Mitglied und sitzt wenig später als Abgeordneter im Kreistag von Hildburghausen. Mittlerweile ist er Integrationsbeauftragter der Thüringer Landesregierung und lächelt im Wahlkampf gemeinsam mit Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) von hunderten Plakaten. Von den Rechtsextremen will sich Schall nicht einschüchtern lassen, er wird weiterhin im Wahlkampf auftreten.
Ein kleiner Trost ist ihm die Reaktion der Menschen auf die üble Hetzkampagne der NPD. Noch nie, sagt Schall, habe er von so vielen Menschen so viel Zuspruch und so viele Solidaritätsbekundungen bekommen wie in diesen Tagen.Birgit Baumann
(Birgit Baumann/DER STANDARD Printausgabe, 13.8.2009)