Wunsiedel - Die deutsche Grünen-Chefin Claudia Roth hat zu anhaltender Wachsamkeit gegenüber dem Rechtsextremismus aufgerufen. In Deutschland dürften Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus keinen Platz haben, sagte Roth am Samstag im oberfränkischen Wunsiedel. Dort wurde zum fünften Mal der "Tag der Demokratie" gefeiert. Unter dem Motto "Wunsiedel ist bunt ­ nicht braun" ruft die örtliche Bürgerinitiative gegen Rechtsextremismus alljährlich zur Demonstration gegen Neonazis auf. Der geballte Bürgerprotest hat dazu geführt, dass seit 2005 die früher gefürchteten Neonazi-Aufmärsche verhindert werden konnten, zu denen zuvor bis zu 5000 Teilnehmer aus ganz Europa angereist waren. In der Fichtelgebirgsstadt liegt Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß begraben.

Die Neonazis waren früher jeweils zum Todestag von Heß, der sich am 17. August 1987 im Berliner Kriegsverbrechergefängnis Spandau das Leben genommen hatte, nach Wunsiedel gekommen. Man lasse es nicht mehr zu, dass Rechtsextreme einen Drahtzieher des NS-Unrechtsregimes als Märtyrer feierten, sagte Roth vor mehreren hundert Menschen bei der Eröffnungskundgebung zum "Tag der Demokratie". "Diese Stadt wird nicht mehr beschmutzt und für rechte Ideologie missbraucht." Stattdessen stehe Wunsiedel heute deutschlandweit als Symbol für "eine lebendige, vielfältige und wehrhafte Demokratie". Die Aktivitäten der Neonazis stellten ein ernstes Problem dar, das nicht verharmlost werden dürfe. "Doch wo zehn von denen sind, stellen wir hundert, ja tausend Demokraten dagegen."

Wunsiedels Bürgermeister Karl-Willi Beck (CSU) würdigte die Arbeit der Bürgerinitiative und die parteiübergreifende Unterstützung für den Demokratie-Tag. "Wir nehmen es nicht mehr hin, dass in dieser Stadt die Nazis aufmarschieren." (APA/dpa)