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Ein Foto der Arctic Sea, die in der Einfahrt zum Ärmelkanal verschwunden ist

AP Photo/Pekka Laakso/Lehitukuva

London - Nach dem mysteriösen Verschwinden eines Frachters vor der Küste Westeuropas hat die russische Marine am Donnerstag alle ihre Schiffe im Atlantik auf die Suche nach der "Arctic Sea" angesetzt. Zugleich wurden Spekulationen über die Fracht des unter maltesischer Flagge fahrenden Schiffs mit 15 russischen Besatzungsmitgliedern laut. Es hat nach vorliegenden Informationen Holz der finnischen Firma Rets Timber im Wert von 1,3 Millionen Euro geladen.

Der russische Präsident Dmitri Medwedew ordnete an, dass mit allen Mitteln nach dem Schiff gesucht werden soll. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wird auch ein Satellit eingesetzt. Die finnische Polizei erklärte, sie unterstütze die Ermittlungen. Frankreich erklärte, man stehe in Kontakt mit allen betroffenen Behörden. Auch das britische Außenministerium bot Unterstützung an.

Experten vermuteten, dass der Frachter möglicherweise eine geheime Ladung an Bord hatte. Denkbar sei auch, dass ein Handelsstreit mit dem Verschwinden zu tun habe. Selbst ein Piratenüberfall wurde nicht ausgeschlossen - bisher hat es allerdings noch keinen derartigen Angriff in europäischen Gewässern gegeben.

Der Schifffahrtsexperte Michael Woitenko, Chefredakteur des russischen "Seefahrer Bulletin", vermutete, dass das Schiff eine "bestimmte mysteriöse Fracht" geladen habe, etwa besonders wertvolles oder gefährliches Material. "Eine bestimmte dritte Partei, die das Schiff übernommen hat", sei nun unter allen Umständen entschlossen sicherzustellen, dass die Fracht ihren Empfänger nicht erreiche, spekulierte er auf der Website des Magazins.

Die schwedische Zeitung "Metro" berichtete, sie habe am 31. Juli telefonisch mit einem Mann gesprochen, der sich als Kapitän der "Arctic Sea" ausgegeben habe. Er berichtete dem Blatt zufolge von einem Überfall auf den Frachter wenige Tage zuvor in der Ostsee. Die Täter hätten schwarze Uniformen getragen und wie amerikanische Elite-Soldaten ausgesehen, zitierte "Metro" aus dem Telefonat. Sie sprachen demnach Englisch mit Akzent und erklärten, sie seien auf der Suche nach Kokain, das in Kaliningrad an Bord gebracht habe werden sollen. In Kaliningrad wurde der Frachter vor dem Beladen in Finnland ausgebessert.

Die "Arctic Sea" sollte eigentlich am 4. August in Algerien eintreffen. Den letzten Kontakt mit dem Schiff gab es am 28. Juli, als sich das Schiff per Funk bei den britischen Behörden meldete und anschließend durch den Ärmelkanal fuhr. Seitdem gibt es keinen Hinweis mehr auf den Verbleib des Frachters und seiner Besatzung. Vier Tage vor dem letzten Kontakt, am 24. Juli, war die Crew nach eigenen Angaben in der Ostsee überfallen worden.

Die maltesische Schifffahrtsbehörde erklärte, die "Arctic Sea" habe nicht die Straße von Gibraltar angesteuert. Dies deute darauf hin, dass das Schiff auf den Atlantik gefahren sei. Auch die russische Marine dementierte Spekulationen, dass das Schiff bei Gibraltar gesichtet worden sei und eine Fregatte die Verfolgung aufgenommen habe. (APA/AP/Reuters)