Washington - Multiresistente Tuberkulose-Bakterien bereiten Gesundheitsbehörden schon seit langem Sorgen. Bisher trösteten sich Mediziner damit, dass diese Varianten, gegen die nur noch wenige Antibiotika wirken, weniger ansteckend sind. Eine australische Studie weckt nun Zweifel an dieser Annahme. Demnach wird der Anteil multiresistenter Tuberkulose-Stämme in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen.

Weltweit trägt jeder dritte Mensch das Bakterium (Mycobacterium tuberculosis). Oft schlummern die Keime im Körper und machen sich erst bei einer Schwäche des Immunsystems bemerkbar. Ein Patient mit einer aktiven Tuberkulose steckt pro Jahr durchschnittlich zehn bis 15 Menschen an. Im Jahr 2007 registrierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 9,3 Millionen neue Fälle der Infektionskrankheit.

Resistenzen

Forscher der Universität von New South Wales in Australien verglichen nun verschiedene Tuberkulose-Stämme aus Estland, Kuba und Venezuela. Dabei entdeckten sie, dass sich die resistenten Keime ähnlich effektiv vermehrten und verbreiteten wie die übrigen Varianten. Dies galt besonders für Kuba und vor allem für Estland, wo resistente TB-Bakterien inzwischen sehr häufig sind.

Resistente Bakterien entstehen meist dann, wenn Antibiotika nicht planmäßig genommen werden. Aber die nun im Fachblatt "PNAS" publizierte Studie zeigte, dass Personen sich die Keime in 99 Prozent der Fälle durch Ansteckung von infizierten Menschen zugezogen hatten. "Unsere Resultate deuten darauf hin, dass sich resistente TB-Stämme in den kommenden Jahrzehnten weit verbreiten könnten", sagte der Forscher Fabio Luciani. (APA/AP/red)