Teheran/Wien - Im Iran soll sieben Mitgliedern der nicht anerkannten Religionsgemeinschaft der Bahai (Baha'i) wegen "Spionage für Israel" der Prozess gemacht werden. Zudem werden sie der "Entweihung von Heiligtümern" beschuldigt, berichtete der staatliche iranische Sender Press TV am Wochenende auf seiner Homepage. Den Angeklagten droht im schlimmsten Fall die Todesstrafe.

Die erste Anhörung vor dem Revolutionstribunal in Teheran werde am Dienstag stattfinden, zitierte die Nachrichtenagentur ISNA am Samstag den Sicherheitsbeauftragten der Teheraner Staatsanwaltschaft, Hassan Haddad. Beim Prozess gegen die sieben Bahai würden deren Anwälte dabei sein. Im Vorjahr hatten Friedensnobelpreisträgerin Shrin Ebadi und ihre Tochter die Angeklagten vertreten.

Verfolgung verstärkt

Sechs der angeklagten Bahai waren im Mai 2008 festgenommen worden, ein weiterer zwei Monate später. Ihnen werden Kontakte zum Erzfeind Israel vorgeworfen.

Menschenrechtler kritisieren, dass seit dem Amtsantritt von Präsident Mahmoud Ahmadinejad 2005 die rund 350.000 Bahai-Anhänger im Iran verstärkt verfolgt würden. Die weltweit verbreitete Religion mit rund 7,5 Millionen Anhängern wurde im 19. Jahrhundert von einem Perser, Bahaullah (1817-1892), gegründet.

Bahaullah schrieb den angeblichen Willen Gottes als Fortentwicklung der bisherigen Offenbarungsreligionen Judentum, Christentum und Islam in mehreren Schriften nieder - eine für diese drei Religionen unannehmbarer Vorgang. Den Muslimen gilt Mohammed als "Siegel der Propheten".

Das geistige Zentrum der Bahai-Gemeinde befindet sich heute in der israelischen Küstenstadt Haifa - was zusätzlich das Misstrauen der iranischen Führung verstärkt. (APA)