Zur Person
Walburga Maria Helene Elisabeth Franziska Gräfin Habsburg Douglas, geb.1958 am Starnberger See, ist die jüngste Tochter von Otto von Habsburg. Sie war in der Paneuropäischen Union tätig und ist Vorsitzende der Europäischen Frauenunion. Sie ist Mitglied des schwedischen Reichstags und verheiratet mit dem schwedischen Grafen Archibald Douglas.

Foto: Riksdagen

Mit Hans Rauscher sprach sie über das Picknick, das zum Loch im Eisernen Vorhang wurde.

STANDARD: Frau Habsburg Douglas, Sie haben damals das Paneuropäische Picknick organisiert. War das so mit der ungarischen und der österreichischen Regierung abgesprochen?

Douglas: Wir haben bei der ungarischen Regierung angefragt, ob wir – wie Mock und Horn eineinhalb Monate zuvor – ein bisschen am Stacheldraht herumschnippeln dürfen. Ich hatte sonst keine Regierungskontakte. Wenn, dann ist das mein Vater gewesen.

STANDARD: Ihr Vater Otto Habsburg war in Kontakt mit dem ungarischen Staatsminister Pozsgay und hat das mit ihm ausgemacht.

Douglas: Er hat mir nie genau erzählt, was genau er mit Pozsgay abgemacht hat. Ich war die Organisatorin, nicht mehr.

STANDARD: Irgendwann ist diese Begegnung an der Grenze von einer Begegnung zweier Dörfer an der Grenze mit Zuschauern in einen Sturm der ostdeutschen Urlauber über die Grenze hinübergeglitten. Douglas: Von Anfang an war das nicht so geplant. Mein Vater ist einige Zeit vorher nach Debrecen gefahren und hat mit dem "Demokratischen Forum" (demokratische Opposition im noch kommunistischen Ungarn; Anm.) über dieses Picknick gesprochen. Meines Wissens war nicht geplant, dass da eine Massenflucht stattfinden sollte. Natürlich haben die Ostdeutschen versucht, ein Loch im Eisernen Vorhang zu finden. Aber wir haben das nicht von Anfang an als das geplant.

STANDARD: Sie haben aber schon deutschsprachige Flugblätter bis zum Balaton hinunter verteilt, wo die DDRler saßen.

Douglas: Na, und wie! Wir waren ja auch dort in den verschiedenen Flüchtlingslagern am Balaton. Die haben schon drauf gewartet, dass sich eine Möglichkeit bietet. Es war aber von Anfang nur als symbolisches Zeichen geplant, dass Ungarn irgendwie zu Europa gehört.

STANDARD: Darf ich eine Sportreporterfrage stellen? Wie haben Sie sich gefühlt, als da plötzlich ein paar hundert Leute durchstürmten?

Douglas: Ich hab mein ganzes Leben bis dahin gearbeitet, dass der Eiserne Vorhang eines Tages fällt. Ich hab mir schon gedacht, das könnte der Beginn von so etwas sein. Aber ich kann nicht sagen, ich bin da gesessen und hab gewusst, jetzt ist der Eiserne Vorgang gefallen. Wenn man mitten in so einem Sturm steht, kann man das nicht richtig abschätzen. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.8.2009)