Bild nicht mehr verfügbar.

Hammerwerfer Markus Esser übt seinen Beruf aus.

Foto: epa/Tissen

Stabhochsprung ist keine deutsche Paradedisziplin. Nicht bei den Damen. Bei vier Meter 55 war es vorbei. Seriell ging die Latte parallel zu ihren vermeintlichen Überwinderinnen nieder. Nix mit Weltmeisterschaftstitel. Da verrann gleich einmal die Schminke, weil die Augen schwitzten. Das wiederum ist kein rein weibliches Phänomen.

Auch der deutsche Hammerwerfer, der zuvor wiederholt sein Teil nicht sauber am Netz vorbeibrachte, schwitzte zwischen den Lichtblenden, bei gleichzeitig heftigem Körperbeben. Und der sieht aus, als könne er vor jeder Hütte des Planeten sofort drei andere Türsteher arbeitslos machen.

Die Leichtathletik-WM zu Berlin ist wieder einmal so ein TV-Ereignis, dem man sich entweder vollkommen entzieht - oder sich darin verliert. Ebenfalls vollkommen. Bei Lust und Zeit halt. Selbst wenn man all die hammerschwingenden, hürdenlaufenden oder eben stabhochspringenden Namen noch nie gehört hat und auch gleich wieder vergisst. Weil: Wozu?

Ähnliches passiert bei Großveranstaltungen wie der Fußball-WM, dem Rasen-Pingpong in Wimbledon oder dem Junkie-Radausflug quer durch Frankreich. Stundenlang, tagelang kann man sich da vor der Glotze versenken. Hypnose, Narkose, Stellvertreterendorphine. Reality TV. Sprinterinnen, deren Schultermuskulatur man gerne hätte, Hürdenläuferinnen, vor deren Oberschenkel man Angstträume kriegt. Geschwindigkeit. Kraft. Schweiß. Sieg. Niederlage. Triumph. Alles ein Rausch.

Unterbrochen wird dieser nur von Pflichtgängen im Haushalt, Werbungen der Sponsoren und den letzten Anbindungen an den Rest der Welt wie den Nachrichten.

So. Mehr geht für heute nicht. Muss jetzt wieder zur Hypnose. (Karl Fluch/DER STANDARD; Printausgabe, 19.8.2009)