Wir sitzen im Garten meines Lieblingscafés im Herzen von Kenias Hauptstadt Nairobi, aber dennoch mitten im Grünen. Ein Blick auf die Karte genügt, und ich weiß, was ich will: einen Bratapfel, gefüllt mit Rosinen, Nuss und Mandelkern, darüber ein Schlag reichhaltiger, dampfender Vanillesauce.

Besser kann man einen Augusttag in Nairobi nicht beginnen. Schließlich schlottern uns Nairobianern derzeit schon die Knie, wenn wir morgens aufstehen: In der Nacht sinkt das Quecksilber hier am Äquator auf 10 Grad, am frühen Morgen ist es nur unwesentlich wärmer. Fleeces und dicke Wollpullover sind très chic, Kenianer tragen dazu auch gerne bunte Mützen mit Ohrenschützern oder eine Art sibirische Winterkappe aus Schafsfell.

Juli und August, das ist in Kenia Winter: Vor allem im Hochland, in dessen Mitte Nairobi liegt (auf 1600 Meter Höhe), wird in dieser Zeit viel gezittert. Heizungen gibt es schließlich keine. Und wer in Afrika lebt, ist so sonnenverwöhnt, dass er bei deren Ausbleiben schnell friert.

So bieten die Cafés außer Bratapfel auch Glühwein an, der in großen Mengen genossen wird. Auch frischer Strudel und Waffeln mit heißen Himbeeren sind Verkaufsschlager. Als wir gezahlt haben, balanciert die Kellnerin gerade die wohl ungewöhnlichste Bestellung des Tages zum Paar am Nachbartisch: zwei Eisbecher. Muss sich um Touristen handeln. (Marc Engelhardt aus Nairobi, DER STANDARD Printausgabe, 19.08.2009)