Wien - Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den verstorbenen Kardinal Hans Hermann Groer haben die Öffentlichkeit weit über Kirchenkreise hinaus beschäftigt. Im folgenden eine Chronologie der Ereignisse:

1985

Der Göttweiger Pater Udo Fischer berichtet seinem Abt Clemens Lashofer von sexuellen Belästigungen durch Groer.

1986

16. Juli: Papst Johannes Paul II. ernennt überraschend Groer zum Wiener Erzbischof. Er wird am 14. September geweiht.

1988

29. Mai: Groer wird zum Kardinal ernannt.

1995

26. März: "Profil" veröffentlicht die Vorwürfe eines ehemaligen Groer- Schülers gegen den Erzbischof. Groer schweigt. 6. April: Groer tritt als Vorsitzender der Bischofskonferenz zurück. Nachfolger wird Johann Weber.

13. April: Weihbischof Schönborn wird zum Erzbischof-Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge ernannt.

14. August: Groer gibt bekannt, dass der Papst sein - ein Jahr zuvor dem Kirchenrecht entsprechend eingebrachtes - Rücktrittsgesuch per 14. September angenommen habe. Schönborn wird Erzbischof. Groer zieht sich nach Maria Roggendorf zurück.

1996

1. September: Groer übernimmt wieder ein offizielles kirchliches Amt. Er wird Prior des Benediktinerklosters in Maria Roggendorf, einem Ableger von Göttweig.

1998

3. Jänner: Der Göttweiger Abt Clemens Lashofer enthebt Groer wieder seines Amtes. Als Begründung werden neue, klosterinterne Vorwürfe gegen Groer angeführt.

10. Jänner: Abt Lashofer bittet in Rom um eine Apostolische Visitation seines Stiftes, um die Vorwürfe gegen Groer, aber auch gegen seine Amtsführung zu klären.

10. Februar: Der Heilige Stuhl kündigt eine Außerordentliche Visitation von Göttweig unter der Leitung von Abtprimas Marcel Rooney an, die am 2. März beginnt. 16. Februar: Erzbischof Georg Eder spricht erstmals von Beweisen für die Vorwürfe gegen Groer.

20. Februar: Kardinal Groer wird von Papst Johannes Paul II. in Privataudienz empfangen. Über den Inhalt der Aussprache wird nichts bekannt.

21. Februar: Groer nimmt am Konsistorium teil, bei dem Schönborn zum Kardinal kreiert wird. Schönborn und Weber fordern Groer zu einem Wort des Bekenntnisses und der Vergebensbitte auf.

22. Februar: Beim Rückflug nach Wien erklärt Groer, weiterhin "eisern" zu schweigen.

27. Februar: In einer gemeinsamen Erklärung geben die Bischöfe Weber, Schönborn, Eder und Kapellari bekannt, dass sie zur "moralischen Gewissheit" gelangt seien, dass die Vorwürfe gegen Groer "im wesentlichen" zutreffen.

7. März: Zum Abschluss der Göttweiger Visitation erklärt Abtprimas Roony, dass "alle weiteren Schritte in der Angelegenheit" beim Papst liegen.

27. März: Schönborn ruft Groer - in Abstimmung mit dem Vatikan - auf, "vorerst von bischöflichen Handlungen, wie Firmungen, Abstand zu nehmen". Die Diözese St. Pölten schließt sich diesem Appell nicht an.

29. März: Schönborn bekräftigt: Jetzt muss der Papst reagieren. 31. März: Die Bischofskonferenz beschäftigt sich in ihrer Frühjahrssession mit der Causa Groer; der Apostolische Nuntius Donato Squiccarini berichtet von einem Gespräch mit Papst.

3. April: Zum Abschluss der Frühjahrssession betont Weber seine Hoffnung auf eine baldige Entscheidung des "einzig zuständigen" Papstes.

8. April: Weber, Schönborn und Eder fahren überraschend zum Papst, der eine Lösung ankündigt, "die von Gerechtigkeit und Liebe getragen ist".

9. April: Die Vatikanische Ordenskongregation spricht in einem Fazit zur Visitation Lashofer "Dank" aus und bekundet das "Vertrauen" in dessen Fähigkeiten, den "Schwierigkeiten zu begegnen". Zur Causa Groer wird keine Stellung genommen, weil "die Kompetenz für weitere Schritte allein" beim Papst liegt.

14. April: Die Apostolische Nuntiatur in Wien zieht mit einem Kommunique einen "Schlussstrich": Groer gibt auf "Bitte des Heiligen Vaters" seinen bisherigen Wirkungskreis auf und bittet "Gott und die Menschen um Vergebung, wenn ich Schuld auf mich geladen habe".

5. Mai: Groer tritt einen "Genesungsbesuch" in einem Kloster in Goppeln nahe Dresden an. Damit ist fix, dass er am dritten Besuch von Papst Johannes Paul II. in Österreich nicht teilnehmen wird.

20. Oktober: Groer kehrt von seinem Exil endgültig nach Maria Roggendorf zurück.

2003

24. März: Groer erliegt im Spital in St. Pölten einem Krebsleiden.

(APA)