Die Diskussion um die Ausstrahlung der Bilder von gefangenen US-Soldaten will nicht abreißen. Auch im ORF waren sie zu sehen, sagte Werner Mück, Chefredakteur der ORF-TV-Information, am Montag: "Wir wollen die Wirklichkeit des Kriegsverlaufs nicht verschleiern und nicht beschönigen." Zugleich betonte Mück, der ORF sei bei der Auswahl des Bildmaterials "sehr selektiv": "Wir haben bei weitem nicht alles gezeigt, was möglich gewesen wäre." Nie würde der ORF etwa Bildmaterial senden, das die Menschenwürde verletze.

ARD, ZDF, n-tv rechtfertigen Entscheidung

Auch nach Ansicht deutscher Fernsehsender gehörte die Ausstrahlung der Aufnahmen der US-Kriegsgefangenen zur Informationsverpflichtung der Medien. ARD, ZDF und n-tv rechtfertigten am Montag ihre jeweilige Entscheidung, die Szenen zu senden.

Teil der "medialen Wirklichkeit"

Zur Aussage von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, die Bilder stellten einen Verstoß gegen die Genfer Konvention dar, betonte der Chefredakteur von ARD-aktuell, Bernhard Wabnitz, das Völkerrecht binde Staaten. Dagegen sei die Ausstrahlung der Bilder von Gefangenen und Toten eine Dokumentation des Kriegsereignisses. Da die Bilder bereits im arabischen Fernsehen gesendet worden waren, seien sie Teil der "medialen Wirklichkeit", sagte Wabnitz in Hamburg der dpa.

"Tote und Gefangene gehören zum Krieg dazu"

Auch n-tv-Chefredakteur Markus Föderl betonte, die Bilder seien gesendet worden, weil "Tote und Gefangene zum Krieg dazu gehören". Dieser spiele sich "nicht nur im Briefing Room ab, wo Bilder von Bombeneinschlägen vorgespielt werden". Dies gelte sowohl für die irakische Seite wie auch für die der USA und ihrer Verbündeten. Die umstrittenen Video-Aufnahmen wurden auch am Montag wiederholt und konnten auf den Internet-Seiten der Sender abgerufen werden. (APA)