Am Flughafen schnüffeln nicht nur die Spürhunde nach Drogen. Bei einer Sonderprüfung soll in drei Monaten geklärt werden, was bei Skylink jahrelang schieflief.

Foto: Andy Urban

Erwartungsgemäß wurde der Sonderprüf-Antrag bei der Hauptversammlung des Flughafens angenommen. Gefragt wurde viel, zufriedenstellende Antworten gab es wenige. Die Enttäuschung war groß.

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Wien - Es war ein Fest der Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Universitätsprofessoren und sonstiger Experten: Die außerordentliche Hauptversammlung (HV) des Flughafen Wien, bei der über die aktienrechtliche Sonderprüfung zum Terminal Skylink und Änderungen im Aufsichtsrat abgestimmt wurde. 530 Aktionäre waren angemeldet, 152 kamen. Sie stellten vier Stunden lang Fragen über Fragen und erhielten kaum Antworten.

Einzigartig, dass der Vorstand kein einziges Mal das Wort ergriffen hat, keine an ihn gerichtete Frage beantwortete. Vorstandssprecher Herbert Kaufmann hielt ein kurzes Einleitungsstatement und war dann für den Rest der HV still. Sein Vorstandskollege Gerhard Schmid saß wortlos am Podium. Noch-Aufsichtsrat-Präsident Johannes Coreth delegierte jegliche Fragen an seinen Rechtsberater, am Podium neben ihm, den Gesellschaftsrechtler Christian Nowotny, der praktischerweise auch im Beirat jener Mitarbeiter-Stiftung sitzt, die die Sonderprüfung beantragte. Coreths Stehsatz: "Wenn es ihnen recht ist, wird Professor Nowotny die Frage beantworten."

Vorstand Ernest Gabmann beschränkte sich einmalig darauf zu sagen, "ich werde ihnen diese Frage nicht beantworten" und "ich gehe davon aus, dass die prognostizierten Kosten bei Skylink nicht überschritten werden".

Drei Gutachten

Drei Gutachten ließ sich der Vorstand geben, dass eine Rechnungshof-Prüfung zu den massiven Baukostenüberschreitungen bei Skylink rechtlich nicht möglich ist: Von Professor Bernd-Christian Funk, Professor Franz Marhold und Anwalt Andreas Theiss. Funk und Theiss dozierten aus ihrer Expertise. Was Funk und Theiss nicht beantworteten, das erledigten die Vorstände der Mitarbeiter-Stiftung, die zehn Prozent der Flughafen-Anteile hält. Wirtschaftsprüfer Erich Kandler hofft, dass die Kosten für die Sonderprüfung unter einer Million Euro liegen. Alle Versuche von Anleger-Vertreter Wilhelm Rasinger, zu eruieren, mit welchen Bewertungsansätzen Skylink in den Büchern des Flughafens steht und ob diese Bewertungen noch stimmen, scheiterten am Standard-Satz: Das ist nicht Thema dieser Hauptversammlung.

Mehr als drei Stunden nach Beginn der HV wurde die Sitzung für eine Viertelstunde unterbrochen. Die Kleinaktionäre stürmten zur Tür hinaus in der Hoffnung auf das übliche Buffet - groß war die Enttäuschung, als sie erfahren mussten, dass es Essen und Trinken erst nach dem Ende der HV gibt.

Vier Stunden nach Beginn der HV wurde der erste Tagesordnungspunkt (Sonderprüfung) mit 99,9 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Obwohl das Land Niederösterreich (hält ebenso wie die Stadt Wien 20 Prozent am Flughafen) sich der Stimme enthielt. Begründung: Man habe Zweifel an der Auswahl des Prüfers, der bayerischen Kanzlei LKC Kemper. Der Antrag ging trotzdem durch, weil Stimmenenthaltungen nicht gezählt werden. Das Land Wien hat für die Sonderprüfung gestimmt.

Ohne Debatte ging die Wahl in den Aufsichtsrat über die Bühne. Wie berichtet übernimmt Anwalt Christoph Herbst den Vorsitz, EVN-Chef Burkhard Ernst kommt statt Erwin Hameseder.

Enttäuschend waren auch die Halbjahresergebnisses des Airports: Die rückläufigen Passagierzahlen haben im ersten Halbjahr 2009 tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Das Betriebsergebnis brach um ein Drittel auf 46,7 Mio. Euro ein, das Periodenergebnis um 32,4 Prozent auf 34,1 Mio. Euro. Im Gesamtjahr erwartet man einen Passagierrückgang um neun Prozent im Vergleich zu 2008 auf 18 Mio. Passagiere. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 21.8.2009)