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Kellner im Wiener Schweitzerhaus.

REUTERS/Herwig Prammer

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Das schlechte Wetter im Osten Österreichs ließ vor allem die sonst so verlässlichen Gastgarten-Umsätze wegbrechen.

dpa/lno

Wien - "Wir hoffen, dass der strahlende Sonnenschein der letzten Zeit diese kleine Delle wieder ausgleichen kann", sagte Helmut Hinterleitner von der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), als er am Donnerstag am Riesenradplatz die Sommerbilanz der österreichischen Gastronomen vorstellte. Mit "dieser kleinen Delle" meinte der Obmann des Fachverbandes einen Umsatzrückgang von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der erste Dämpfer seit fünf Jahren. Diese Zahl geht aus einer repräsentativen Online-Befragung von mehr als 1.400 der insgesamt 50.000 österreichischen Gastronomiebetriebe hervor.

Die Stimmung bei den Unternehmern ist gemischt, der überwiegende Anteil ist mit der bisherigen Entwicklung der Saison "zufrieden", mehr als 40 Prozent sind allerdings "gar nicht zufrieden" oder "weniger zufrieden". Am schlechtesten geht es subjektiv den Wiener Gastronomen, am zufriedensten sind die Gastwirte aus Vorarlberg und Kärnten.

Weniger Geschäftsessen

Hinterleitner sagte, dass es vor allem "das schlechte Wetter der letzten Wochen" gewesen sei, das den Gastronomen im Osten die Stimmung verhagelt hat. Zusätzlich hätte man im Vorjahr durch viele besondere Events "in Wien Rekordergebnisse erzielt" - der Glanz vergangener Zeiten lasse diese Saison im Verhältnis besonders trüb erscheinen.

Auch die allgemein gedrückte Wirtschaftslage trug offenbar zur Unzufriedenheit bei: Ein Viertel der Gastronomen fühlte sich von der Krise stark betroffen. Sie bemerkten vor allem einen starken Rückgang im Bereich der Geschäftsessen. Eine Entwicklung, die durch die im Vorjahr in Kraft getretenen Anti-Korruptionsbestimmungen noch verschärft worden sei, so Hinterleitner. Er zeigte sich "erleichtert", dass der Nationalrat eine Präzisierung der Regelung beschlossen habe. Mit dem 1. September werde sich die Lage dann hoffentlich wieder etwas entkrampfen, sagte er.

Rauchverbot dämpft

Dass etwa die Hälfte der Betreiber von Bars und Diskotheken mit der wirtschaftlichen Entwicklung unzufrieden sind, ließ die anwesenden Journalisten aufhorchen. Sofort tauchte die Frage nach "dem Rauchverbot" auf. "Das Nichtrauchergesetz könnte damit bedingt in Zusammenhang stehen", räumte Hinterleitner ein.

94 Prozent aller Betriebe hätten jedoch bereits Nichtraucher- und Raucherbereiche gekennzeichnet, bis die Übergangsfrist am 30. Juni 2010 ende, werde jeder betroffene Gastronom eine für ihn sinnvolle Lösung finden, prophezeite der Obmann des Fachverbands. "Wir stehen voll und ganz hinter dem Nichtraucherschutz. Dennoch ist klar, dass ein absolutes Rauchverbot wie in anderen europäischen Ländern erhebliche Umsatzrückgänge zur Folge hätte."

Gastgarten pusht Umsätze

Ebenfalls mit verwirrenden Auflagen haben derzeit jene Betriebe zu kämpfen, die einen Gastgarten eröffnen möchten. Noch müsse man dafür immer ein sogenanntes "Betriebsanlagegenehmigungsverfahren" durchlaufen, so Hinterleitner. Der Fachverband wünsche sich in diesem Bereich mehr Rechtssicherheit für die Betriebe. Nötig sei eine Überarbeitung der Gewerbeordnung, mit einer klaren Regelung nach festgelegten Kriterien und garantierten Öffnungszeiten.

Sollte die Eröffnung eines Gastgartens künftig weniger Papierkrieg bedeuten, werden die Freiluft-Tische womöglich wie Schwammerln aus dem Boden schießen: laut Umfrage erwirtschaftet ein Viertel der Betriebe - in Wien sogar mehr als die Hälfte - über 30 Prozent ihres Gesamtumsatzes im Outdoor-Bereich.

Wiener optimistisch

"Schlimmer geht's nimmer", sagte sich vielleicht mancher Gastronom und tippte bei der Frage nach den erwarteten Umsätzen des nächsten Jahres auf "Steigerung". Immerhin 30 Prozent der Wiener Unternehmer blicken optimistisch in die Zukunft, durchschnittlich glauben nur 14,8 Prozent der österreichischen Gastronomen an höhere Umsätze.

Hinterleitner hatte außerdem eine positive Botschaft für die Arbeitnehmer: Mit 187.000 Vollzeit-Beschäftigten im Juli habe man das Niveau des Vorjahres wieder erreichen können. Wahrscheinlich würden sogar wieder Saisoniers benötigt, um die Spitzenbereiche damit abzudecken, sagte der Fachverbands-Obmann. "Das macht die Gastronomie zu einem Arbeitsplatzgaranten in Österreich." (Rebecca Sandbichler, derStandard.at, 20.08.2009)