Helsinki - Der Weg zum EM-Titel der Frauen führt ab Sonntag in Finnland über die deutschen Fußballerinnen. Der Titelverteidiger, der zuletzt auch zweimal Weltmeister (2003, 2007) war, gilt für das 10. Championat als großer Favorit. Er hat die insgesamt siebente EM-Goldene, die fünfte in Serie, im Visier.

16 der 22 deutschen Kaderspielerinnen waren schon im Aufgebot, das 2007 Weltmeister geworden ist. Die Gejagten versuchten im Vorfeld des Turniers, das erstmals zwölf Mannschaften bestreiten, ihre Vormachtstellung herunterzuspielen. "Ich denke, sechs Länder haben berechtigte Titelambitionen", sagte Teamchefin Silvia Neid und meinte damit den zweifachen Europameister Norwegen (1987, 1993), den ersten EM-Titelträger Schweden (1984), Dänemark, England und Frankreich.

"Wir werden unser Bestes geben, aber wir haben kein Abonnement und wissen, dass es schwer wird. Die anderen Länder wollen alle, dass wir nicht schon wieder die Trophäe in Händen halten", sagte die 45-jährige Neid, deren Truppe gleich im ersten Gruppen-Spiel am Dienstag in Tampere auf die Norwegerinnen trifft. Für den Herausforderer ist es eine Chance, erfolgreich Revanche für die 2005 im Ewood Park von Blackburn erlittene Finalniederlage (1:3) zu nehmen.

Die Mannschaft möchte ihren Teamchef Bjarne Berntsen, der nach dem Turnier Eli Landsem Platz macht, mit einem Geschenk verabschieden, und das erhofft sich auch der scheidende Mann. "Unser Team gehört zu den besten der Welt, also muss unser Ziel in jedem Turnier der Gewinn einer Medaille sein", erklärte Berntsen, dessen Nachfolgerin ab 1. Oktober die erste Frau auf dem Posten sein wird.

Die Schwedinnen, zuletzt 2005 erst im Halbfinale gescheitert und Vize-Weltmeister von 2003, wollen nicht zum Kreis der Titelanwärter gezählt werden, obwohl sie heuer noch ungeschlagen sind und dabei mit Deutschland, Norwegen und Finnland drei EM-Starter besiegt haben. "Es kann nur einen Favoriten geben, und das sind die Deutschen. Sie haben viel Erfahrung und eine Siegermentalität", meinte die 30-jährige Sara Thunebro, die ihrem Team aber eine gute Rolle zutraut. Es sei nun stärker als vor einem Jahr im Olympia-Viertelfinale gegen Deutschland.

Das Turnier in Finnland sieht mit zwölf statt zuletzt acht Teams das bisher größte Starterfeld in der Geschichte von Frauen-Europameisterschaften. Und bereits im ersten Spiel sollte ein weiterer Rekord dazukommen. Die Partie der finnischen Gastgeberinnen am Sonntag (18.30 Uhr MESZ) in Helsinki gegen Dänemark wird voraussichtlich vor einer Rekordkulisse stattfinden. Bereits 25.000 Eintrittskarten wurden verkauft. Die bisherige Bestmarke wurde vor vier Jahren bei der Begegnung zwischen England und Finnland (3:2) in Manchester aufgestellt. Damals waren 29.092 Zuschauer im Stadion.

Der finnische Landesrekord fällt auf jeden Fall aufgestellt. Die bisher höchste Zuschauerzahl bei einem Heimspiel der finnischen Frauen datiert aus dem Jahr 2005. Damals waren bei einem WM-Qualifikationsspiel gegen Spanien 5890 Fans im Stadion. (APA/red)