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Blick auf die sibirische Taiga am Ufer des Jenissei

Foto: REUTERS/Ilya Naymushin

Adelaide/Singapur/Frankfurt - Bisher stand zumeist der Verlust der tropischen Regenwälder im Brennpunkt des öffentlichen Interesses. Nun hat ein internationales Forscherteam der University of Adelaide, der Memorial University in Neufundland und der National University in Singapur festgestellt, dass die Wälder der subpolaren Arktisregionen ebenso stark gefährdet sind. Diese borealen Nadelwälder - in Eurasien Taiga genannt - bilden das weltweit größte Waldsystem. 60 Prozent der Wälder liegen in Russland, 30 Prozent in Kanada, die restlichen zehn Prozent verteilen sich auf Alaska, die baltischen Staaten und Skandinavien.

Die boreale Nadelwaldzone macht etwa ein Drittel des weltweiten Waldbestandes aus - der WWF hat die Fläche mit insgesamt 15 Millionen Quadratkilometern berechnet. Aufgrund der dünnen Besiedlung in den Randzonen galten sie als kaum gefährdet. "Wir haben den ganzen Fokus auf die Rodung und den Verlust der tropischen Wälder gelegt. Nun sieht es ganz danach aus, als ob hier das gleiche Schicksal droht wie im Amazonas", so Studien-Co-Autor Corey Bradshaw vom Umweltinstitut der University of Adelaide. In der Vergangenheit bestimmten Brände und Insektenfraß die Dynamik dieser Wälder. Mit der gesteigerten Nachfrage nach Ressourcen dringen Menschen immer weiter in die bisher noch großteils unberührten Regionen vor", schreibt Studien-Co-Autor Ian Warkentin von der Memorial University of Newfoundland. Das führe zur Fragmentierung der Wälder.

Immer mehr Waldbrände

"Das größte Problem in den borealen Wäldern etwa auf der Halbinsel Kamtschatka ist der nicht nachhaltige Holzschlag", erklärt WWF-Waldexperte Frank Mörschel. Das habe bereits in der ehemaligen Sowjetunion begonnen. Eine Umstellung auf Nachhaltigkeit dauert extrem lange. "Das gleiche Schicksal droht allerdings auch anderen borealen Wäldern. "Hier leben Großsäuger wie etwa Karibuherden, die große und weite Flächen brauchen", so Mörschel. Die von Nadelbäumen dominierte Waldlandschaft erscheine auf den ersten Blick recht gleichförmig und beherberge weniger Arten als die tropischen Pendants. Dennoch sei dieser einzigartige und charakteristische Lebensraum genauso schützenswert wie die artenreichen Tropenwälder. Die borealen Wälder Russlands gehören, so die Studie, zu den am stärksten zerstörten. Alle betroffenen Länder, mit Ausnahme von Schweden, haben weniger als zehn Prozent ihrer Waldflächen vor Holzeinschlag geschützt.

Obwohl Waldbrände zu natürlichen Zyklen gehören, steigt die Zahl der Brände mit der zunehmenden menschlichen Aktivität, kommen die Forscher zum Schluss. Mörschel gibt auch zu bedenken, dass durch den Holzeinschlag große Mengen an CO2 freiwerden. Das Problem verschärfe sich zudem dadurch, dass ein Großteil der Wälder nicht von selbst nachwächst. Zudem drohen einige der abgeholzten Waldflächen zu versumpfen. (pte/red)