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Laura Dekker wird von ihrem Vater unterstützt

Foto: APA/VALERIE KUYPERS

Amsterdam - Soll der 13-jährigen Niederländerin Laura Dekker erlaubt sein, zwei Jahre lang alleine die Welt zu umsegeln? Die Behörden sind dagegen: Derzeit prüft ein Gericht, ob den Eltern der Möchtegern-Rekordlerin das Sorgerecht entzogen werden muss. Die Begründung des Jugendamtes: Durch die auf zwei Jahre angelegte Solo-Reise wäre Lauras "Recht gefährdet, sich durch Bildung, Kontakt mit Altersgenossen und Hilfe durch Erwachsene zu einer stabilen Persönlichkeit zu entwickeln" .

Hausübungen mithilfe des Internets

Bereits Mitte August, als das Mädchen seine Pläne öffentlich machte, reagierte die Staatssekretärin des Bildungsministeriums, Marja van Bijsterveldt, mit Ablehnung - mit der Begründung, dass dies einen Verstoß gegen die Schulpflicht darstelle. Ein Antrag der Eltern, die Seglerin bis September 2011 vom Schulbesuch freizustellen, wurde vom Ministerium abgelehnt. Laura will am 1. September in See stechen und während der Weltreise mithilfe des Internets, auf das sie per Satellitenverbindung an Bord zugreifen könnte, lernen.

Nur wenig hat in den Niederlanden in jüngster Zeit so kontroverse Debatten ausgelöst wie die Entschlossenheit dieses Mädchens, als jüngster Mensch ganz allein die Welt zu umsegeln. Bis Freitag soll das Familiengericht in Utrecht sein Urteil fällen. Es wird mit Spannung erwartet. "Denn es geht in dem Fall ums Prinzip" , erläutert Jura-Professorin Christina Jeppesen de Boer von der Universität Utrecht. "Wer entscheidet über ein Kind - die Eltern oder der Staat?" Zwar sei klar, dass Behörden eingreifen müssten, wenn ein Kind verwahrlost ist oder misshandelt wird. "Doch hier ist die Frage, ob der Staat eingreifen darf, wenn es um den großen Wunsch eines Kindes geht, der von seinen Eltern unterstützt wird."


"Schon verrückt genug"


Nicht wenige Niederländer sehen in dem Verfahren ein Beispiel für den aus ihrer Sicht allzu großen Erziehungseifer des Staates. Dass der Fall solchen Wirbel verursacht, liegt freilich auch daran, dass Lauras kühner Plan mit einem Grundkonsens der calvinistisch geprägten Gesellschaft der Niederlande kollidiert. Schon Kindern wird im Nordsee-Königreich eingetrichtert: "Doe maar gewoon, dan doe je al gek genoeg." ("Bleib mal normal, dann bist du schon verrückt genug." )

Sollte das Gericht gegen sie entscheiden, könnte die Familie nach Neuseeland übersiedeln - ein Land, das "ein anderes Rechtssystem hat" , wie Dekkers Anwalt öffentlich klarstellte. (dpa, spri, DER STANDARD Printausgabe 27.8.2009)