Das Medikament wird zwei bis drei Millimeter tief in die Haut appliziert.

Foto: Sabine Wied

Vor wenigen Wochen erhielt die Mesotherapie besonders viel mediale Aufmerksamkeit. Von einer Gelsenschutzimpfung war die Rede. Und davon wie der oberösterreichische Arzt Franz Hasengschwandtner seine Patienten mit einer kleinen Injektion am Kopf vor den lästigen Insekten bewahrt.

"Wir haben bereits eine Gegendarstellung gemacht", berichtet die Allgemeinmedizinerin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Mesotherapie Sabine Wied verärgert darüber, dass diese Präventivmaßnahme als mögliche Impfung kolportiert wurde. In Wahrheit kommt es nach der erwähnten Spritzenbehandlung zu keinerlei Immunreaktion im menschlichen Organismus, daher ist sie auch als bloßer Mückenabwehrschutz zu verstehen. Vitamin B, Robinia compostium und ein lokales Betäubungsmittel werden kombiniert vor oder hinter dem Ohr beziehungsweise zwischen Nase und Mund knapp unter die Haut gespritzt. Die Gelse kann diese Mischung nicht riechen und meidet den Behandelten angeblich bis zu fünf Wochen hindurch.

Magenschonende Spritze

Die Injektion ist das, worum es bei der Mesotherapie geht. Mit Nadeln werden unterschiedliche Substanzen in die verschiedenen Schichten der Haut appliziert. Eine Behandlungsmethode, die von dem Franzosen Michel Pistor entwickelt wurde und bereits seit 1952 vor allem in Süd- und Osteuropa praktiziert wird. Vorrangig findet dieses Verfahren bis heute in der Schmerztherapie seine breite Anwendung. "Die Methode ist durch die direkte Einbringung am Ort des Schmerzes ohne Belastung für den Verdauungstrakt und praktisch nebenwirkungsfrei", so Wied. Der Erfolg kann sich zeigen lassen: Vor allem bei akuten Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates ist die anschließende Schmerzfreiheit in den meisten Fällen bereits nach ein bis zwei Injektionen garantiert. Doch nicht nur für Schmerzpatienten bringt die Mesotherapie fühlbare Erfolge, auch Menschen mit Wundheilungs- und Durchblutungsproblemen, rheumatischen Erkrankungen, Sportverletzungen und Überlastungsschäden profitieren von der Behandlungsmethode.

Allopathische Injektionstechnik

Was bei welcher Indikation in die Haut hineingespritzt wird und wie die jeweiligen Substanzen dann wirken ist entgegen der Meinung mancher Mesotherapie-Kritiker dabei durchaus bekannt. "Wir arbeiten mit Medikamenten, die auch die Schulmedizin verwendet", erklärt Wied und zählt Schmerzmittel, gefäßaktive Arzneimittel und Antibiotika nicht nur in ihrer Funktion als Mesotherapeutin zum täglichen therapeutischen Repertoire. Abgesehen davon, dass mitunter auch homöopathische Mittel eingesetzt werden, hat die allopathische Injektionstechnik mit der Komplementärmedizin also ganz offensichtlich wenig am Hut. Trotzdem findet sich die Mesotherapie hierzulande vorwiegend unter den alternativmedizinischen Behandlungsmethoden aufgelistet.

Lipolyse oder Ästhetische Mesotherapie

Egal ob konventionell oder alternativ, es leuchtet ein, dass es für Menschen mit Magenproblemen nur von Vorteil sein kann, wenn Arzneimittel nicht zwangsläufig geschluckt werden müssen. Denn Magen schonend ist die Spritze in jedem Fall. Trotzdem ist Skepsis durchaus angebracht, wie immer wieder kehrende Berichte von schweren Entzündungen im Fettgewebe nach Injektionen beweisen. "Hier werden zwei Dinge vermischt", so die Expertin und ergänzt: "In allen Fällen, bei denen es zu einer Entzündung im tiefen Fettgewebe gekommen ist, handelt es sich um die sogenannte Lipolyse".

Die Injektions-Lipolyse ist ein Bereich der ästhetischen Medizin, der gerne mit der Ästhetischen Mesotherapie verwechselt wird. Während es bei der Lipolyse jedoch darum geht, das Fettgewebe unter Haut mit Hilfe von Sojalecithin zum Schmelzen zu bringen, findet die Ästhetische Mesotherapie nur in der obersten Hautschicht statt. Cellulite, kleine Falten und Dehnungsstreifen werden dabei mit einem Gemisch aus Hyaluronsäure, Vitaminen und Mineralstoffen mehr oder weniger erfolgreich bekämpft. Eine Anwendung die primär der Schönheit dient und der Mesotherapie in Österreich zu einem gewissen Ansehen verholfen hat. Wied bedauert das: „Die Mesotherapie kann viel mehr als verjüngen". Um die volle Akkreditierung von Seiten der Österreichischen Ärztekammer ist sie daher weiter bemüht. (Regina Philipp, derStandard.at, 16.9.2009)