Marga Brigitte Wagner-Pischel, Präsidentin der DPU, findet die Anschuldigungen der Zahnärztekammer "unfair".

Foto: DPU

"Private Universitäten sind eine gewisse Entlastung der staatlichen", sagt Marga Brigitte Wagner-Pischel, Präsidentin und Gründerin der Danube Private University (DPU), die in einem Monat ihre Pforten zum zwölfsemestrigen Zahnmedizinstudium öffnet. Seit zwei Jahren steht die Institution unter Beschuss der Zahnärztekammer und der Hochschülerschaft – derStandard.at berichtete. Dabei schickten die Funktionäre ihre eigenen Kinder zum Studium, kontert Wagner-Pischel. Im Gespräch mit Marijana Miljkovic kündigte sie rechtliche Schritte gegen die "verleumdungsartige Verfolgung" der Funktionäre an.

derStandard.at: Die Danube Private University hat noch nicht einmal eröffnet und schon sind sie mit harter Kritik konfrontiert. So moniert beispielsweise die Zahnärztekammer, dass die Qualität des Zahnmedizin-Studiums, das Sie anbieten, nicht ausreicht. Wie halten Sie entgegen?

Wagner-Pischel: Die Zahnärztekammer hat den Beschluss des Akkreditierungsrates und des Ministers nicht akzeptiert. Und sie publizieren im Internet, dass wir nicht EU-konform seien, obwohl der Akkreditierungsrat das bereits zwei Mal geprüft hat. Ich sehe das als verleumdungsartige Verfolgung der Funktionäre, die in Wien sitzen und habe einen Anwalt beauftragt, sich dagegen zu wehren. Es ist mehr als unfair, dass man auf diese Weise gegen die DPU agiert.

Der Präsident der Niederösterreichischen Kammer hat vor kurzem gesagt, dass er gar nicht dagegen sei, er müsse aber im Sinne seiner Basis und um seinen Job nicht zu verlieren, Negativ-Politik betreiben. Darauf habe ich gesagt: Ich habe kein Verständnis dafür, denn Ihre Basis schickt uns doch die Kinder zum Studium. Alle Abiturienten, die sich zum Studium angemeldet haben, sind Kinder von Zahnärzten. Das wird sich in Zukunft ändern, aber das ist aufgrund unseres Netzwerks, das wir uns in zehn Jahren erarbeitet haben, auch Zusammenarbeit mit der Donau-Uni Krems, so entstanden. Im Vergleich zu anderen europäischen Zahnärzten hat der österreichische Zahnarzt mehr Patienten. Das ist also eine Futterneid-Diskussion, die die Funktionäre da anzetteln.

derStandard.at: Die ÖH kritisiert, dass sich Besserverdienende den Doktortitel praktisch erkaufen.

Wagner-Pischel: Man muss sich den erarbeiten. Überall auf der Welt gibt es private Universitäten. Sie sind eine gewisse Entlastung der staatlichen. Im Grunde genommen werden hier auch freie Plätze geschaffen, für die, die nicht so viel Geld haben. Der moderne Trend geht Richtung Privatunis.

derStandard.at: Drei Jahre hat das Akkreditierungsverfahren für die DPU gedauert, vergangenes Jahr wurde der Antrag vom Akkreditierungsrat noch abgelehnt. Was haben Sie dieses Jahr richtig gemacht?

Wagner-Pischel: Das ist nicht richtig: Wir sind seit neun Jahren Partner der staatlichen Donau-Universität Krems und wir bekamen vor einige Jahren die Möglichkeit, im Burgenland eine Privatuniversität für Zahnmedizin zu entwickeln. Aufgrund der Partnerschaft mit der Donauuniversität im postgradualen Bereich hieß es seitens Niederösterreich, dass es sinnvoller wäre, wenn wir in Niederösterreich blieben und ein Konzept entwickeln. Wir haben dann, und das ist lobenswert, mit eigenen Mitteln, ohne irgendwelche Zuschüsse, über Jahre diese Fakultät konzipiert.

Es war ein Programm von 1000 Seiten. Da ich ein ganzheitlich denkender Mensch bin, hätte ich es interessant gefunden, wenn man das Studium der Zahnmedizin mit einem Studium Master of Arts, Wissenschaft der schönen Künste, unter einem Dach wiedergefunden hätte. Das war vom Akkreditierungsrat allerdings nicht gewollt und wir wurden gebeten, unsere Antrag selbst zurückzuziehen und ein zweites, der Zahnmedizin verwandtes Grundstudium zu entwickeln, um der Universität eine größere Bandbreite zu gewähren. Und darauf haben wir auch ein zweites Studium, jenes für Medizinjournalismus, konzipiert. Wir sind nie mit der Zahnmedizin abgelehnt worden. Nie.

derStandard.at: Skizzieren Sie bitte kurz, wie das Studium im Herbst aussehen wird.

Wagner-Pischel: Wir haben gar keine großen Freiheiten. Das, was wir machen, obliegt den strengen Auflagen des Rates. Wir dürfen mit maximal 44 Studierenden starten.

derStandard.at: Wie viele Studenten starten in den anderen Studiengängen?

Wagner-Pischel: Die anderen Studiengänge beginnen erst kommendes Jahr. Wir haben die Unterschrift erst bekommen und können jetzt so richtig starten. Mit der Zahnmedizin können wir aufgrund der neunjährigen Zusammenarbeit mit der Donauuni jetzt beginnen. Die Zahnärzte, die dort ihre Masterausbildung gemacht haben, schicken uns ihre Kinder zum Studium.

derStandard.at: Die erste Bewerber fanden also über Mundpropaganda zu Ihnen?

Wagner-Pischel: Genau. Man muss auch sagen, dass diese Zahnärzte einen großen Beitrag geleistet und die Wissenschaftler ausgewählt haben. Lao Tse sagt: Lernen ist wie Rudern gegen den Strom – sobald man aufhört, treibt man zurück.

derStandard.at: Wie soll geforscht werden?

Wagner-Pischel: Wie an jeder Universität: Ein Schwerpunkt ist klinische Forschung, der andere epidemologische Forschung. Und anders als bei staatlichen Universitäten, setzen wir zehn Prozent der Studiengebühren in die Eigenforschung ein. Es wird forschungsmäßig sicher das Vielfache einer staatlichen Universität geleistet werden.

derStandard.at: Wie viel Geld haben Sie in die Entwicklung des Studiums investiert?

Wagner-Pischel: Über zwei Millionen Euro. Die Studiengebühr beträgt 24.000 Euro im Jahr. Ein Studienplatz auf einer öffentlichen Universität kostet den Staat das doppelte. Es wäre klug, alle Studierenden auf eine private Universität zu schicken und die staatlichen aufzugeben oder so wie eine Private University zu organisieren. ( Marijana Miljkovic, derStandard.at, 31. August 2009)