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Der Burkini in Wien: Seit Jänner "offiziell erlaubt", aber kaum in den heimischen Badeanstalten zu sehen.

Foto: APA/dpa/Rolf Haid

Wien - Im Jänner machten die Wiener Bäder Johanna K., 27, eine "riesige Freude": Sie teilten in einer Aussendung mit, dass das Baden im Burkini in städtischen Becken erlaubt sei. 

Der Burkini ist ein Ganzkörperschwimmanzug für Musliminnen. Er besteht aus einem ähnlichen Stoff wie Badehosen und ist in verschiedenen Schnitten und Farben zu haben. Die libanesisch-australische Designerin Aheda Zanetti ersann ihn 2006, mittlerweile ist er in der arabischen Welt weit verbreitet. In Österreich sind Burkinis derzeit nur im Internet zu kaufen.

Strafen in Italien

Seit seiner Markteinführung sorgte er immer wieder für Aufregung. 2006 verbot der Bürgermeister von Antalya (Türkei) Burkinis im städtischen Bad. In Varallo Sesia in Norditalien müssen Musliminnen seit diesem Sommer 500 Euro Strafe zahlen, wenn sie in dem Anzug erwischt werden. Und seit vergangener Woche diskutieren die Franzosen über ihn, nachdem eine Frau in Émerainville en Seine-et-Marne wegen ihres Burkinis aus dem Bad geworfen wurde. 

Johanna K. ist das noch nicht passiert. Vor sechs Jahren konvertierte sie zum Islam, betet jeden Tag fünfmal und geht, so oft sie kann, in die Moschee. Sie trägt stets ein Kopftuch und weite Kleidung. "Ich mag die Kleidervorschriften des Islam. Ich bin als Frau etwas wert, ohne dass ich allen zeigen muss, wie ich ausschaue", sagt sie. Nur das Schwimmen habe sie vermisst. Seit es den Burkini gibt, kann sie wieder ihre Längen ziehen. "Das ist für mich eine echte Befreiung."
Im Jänner bestellte sie ihren Anzug bei dressed-to-swimm.de, in Türkis, um 120 Euro. Einmal die Woche geht sie ins Floridsdorfer Bad schwimmen. "Bevor ich das erste Mal hingegangen bin, habe ich angerufen und gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn ich komme", erzählt Johanna K. "Der Bademeister hat mich dann sehr ermutigt." 

Die anderen Gäste seien ihr mit Respekt begegnet. "Geschaut haben sie schon, die meisten waren aber sehr freundlich. Eine Dame hat zum Bademeister gesagt: 'Wir müssen uns ausziehen, warum darf die so ins Wasser?'"

Ob Gäste ins Wasser dürfen, ist aber keine Frage der Stoffmenge auf ihrem Körper. "Sie müssen Badebekleidung tragen, die sauber und sicher ist", sagt Martin Kotinsky von den Wiener Bädern. "Burkinis waren theoretisch immer schon erlaubt. Es geht nur darum, dass Leute nicht mit Straßenkleidung ins Wasser gehen. Und dass das Gewand anliegt, damit sie nicht irgendwo hängen bleiben und sich verletzten."

Trotz der Erlaubnis sind noch wenige Frauen in Burkinis in Wiens Bädern zu sehen. Johanna K. hat Emails an ihren Bekanntenkreis geschrieben und gefragt, ob jemand sie begleiten möchte. Bisher hat sich niemand gemeldet. (Tobias Müller, DER STANDARD, Print, 29./30.8.2009)