Mit dem Vorwurf, dass die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Informationen über das iranische Nuklearprogramm "verbirgt" hat Israel am Wochenende den Ton gegenüber der in Wien angesiedelten Organisation verschärft.

Der Iran begehe "Übertretungen auf seinem Weg zu einer militärischen Nuklearkapazität", heißt es in einer Reaktion des israelischen Außenministeriums auf den jüngsten IAEA-Bericht. Das Dokument soll als Grundlage für bevorstehende internationale Iran-Debatten dienen. Schon am Mittwoch werden die fünf UN-Vetomächte und Deutschland über mögliche Sanktionen gegen den Iran beraten, für dessen Einlenken US-Präsident Barack Obama einen Zieltermin im September vorgegeben hatte. Am 7. September wird die nächste IAEA-Gouverneurs-Konferenz beginnen.
Diffuses Bild

Durchgesickerte Elemente des Berichts, der nicht veröffentlicht wurde, ergeben ein diffuses Bild. Er enthält offenbar Hinweise darauf, dass der Iran an einer Atombombe arbeitet, ohne aber ausdrücklich diesen Schluss zu ziehen. Der Prozess der Uran-Anreicherung ist dem Bericht zufolge zuletzt langsamer geworden, zugleich wird der Iran kritisiert, weil er nur "begrenzte Antworten" geliefert habe. Die Iraner ihrerseits bewerteten den Bericht aber sofort als positiv, weil er belege, "dass die Nuklearaktivitäten des Iran friedlich sind".

In der Vergangenheit hatte Israel dem scheidenden IAEA-Chef Mohamed ElBaradei vorgeworfen, aus politischen Gründen milde Berichte über den Iran vorzulegen. "Der Umstand, dass ElBaradei zum Jahresende abtritt, ist kein Trost", schrieb die Tageszeitung Haaretz, "denn es gibt keine Gewissheit, dass sein japanischer Nachfolger entschlossener ist, mit dem Iran streng zu sein." (Ben Segenreich aus Tel Aviv/ DER STANDARD Printausgabe, 31.8.2009)