Führende Geldmarktexperten rechnen nicht damit, dass die EZB in naher Zukunft die Leitzinsen erhöhen wird. "Wahrscheinlich ist, dass die EZB die Zinsen bis ins zweite Quartal 2010 nicht ändern wird", so etwa Maud Debreuil, Manager des AXA IM Euro Liquidity.

Die Top-Geldmarktfonds

Bester Fonds der Assetklasse auf Basis der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) ist aktuell der DJE - InterCash P. Seit Jahresbeginn steht bei den von Ulrich Kaffernik gemanagten Fonds ein Plus von +3,01 Prozent zu Buche. In den letzten fünf Jahren hat er Anlegern eine durchschnittliche Performance von +3,45 Prozent gebracht. Etwas mehr waren es auf Dreijahressicht mit einem Plus von +4,14 Prozent. Mit einer Fünfjahres- und Dreijahresperformance von +3,1 bzw. +3,76 Prozent bewegt sich der Zweitplatzierte ESPA CASH EURO-PLUS EUR A in einem ähnlichen Rahmen.

Experten sehen keine Zinserhöhung voraus

Obwohl sich die Anzeichen einer leichten Erholung mehren, glauben Experten nicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in den kommenden sechs bis zwölf Monaten die Leitzinsen erhöhen wird. "Die Erholung ist nur sehr schwach und ihre Nachhaltigkeit fraglich", so Johnny Debuysscher, CIO Fixed Income bei Petercam. Die EZB würde erst bei einer zunehmenden Kreditvergabe gegenüber dem Privatsektor eine Erhöhung in Betracht ziehen. Debuysscher erwartet, dass das Niveau von einem Prozent bis Ende 2010 beibehalten werden wird.

Eine weitgehend stabiles Zinsniveau erwartet auch Christophe Frisch, Abteilungsleiter Investment Strategie & Fondsmanagement Renten bei AmpegaGerling. Der von seinem Haus gemanagte Gerling Reserve Fonds hat mit einem Plus von 10,83 Prozent die stärkste Performance seit Jahresbeginn im Ranking hingelegt. Eine nicht unbeträchtliche Rolle haben dabei die Corporates im Portfolio gespielt, wie Frisch zugibt. "Diese Wertentwicklung Jahr zu Jahr zu wiederholen ist leider unrealistisch", so der Experte.

Inflation so niedrig wie lange nicht mehr

Laut OECD liegt die Inflation in den entwickelten Ländern derzeit bei ihren tiefsten Stand seit 38 Jahren. Das BIP soll 2009 um 4,3 Prozent zurückgehen. Die OECD spricht von der schwersten Rezession seit 50 Jahren handeln. "Der Wachstumsrückgang hat zu einer signifikanten Produktionslücke geführt. Überkapazitäten stehen typischerweise im Zusammenhang mit einer fallenden Inflationsrate", so Annes-Sophie Girault, Investment Spezialistin Money Market bei Fortis. Dieser Abwärtstrend würde durch das Deleveraging der Banken und Privatpersonen zusätzlich verstärkt.

Inflationsrisiko nicht in Sicht

"Zumindest für die nächsten zwölf Monate sind keine inflationären Tendenzen in Sicht", so Karl Halsegger, Manager des RINGTURM Euro Cash Plus T. Debuysscher glaubt, dass die Inflationsrate im Windschatten der steigenden Energiepreise in den nächsten sechs Monaten um einen Prozent steigen könnte. Von einem wirklichen "Inflationsrisiko" will er jedoch nicht sprechen. "Wie sich die Inflation tatsächlich entwickelt, hängt vom weiteren Vorgehen der Zentralbanken ab", so Debuysscher. "Wartet die EZB zu lange zu droht Inflation. Reagiert sie zu schnell, würgt sie die Konjunktur ab", bringt es Ampega Gerling-Experte Frisch auf den Punkt.

Auch von Deflation ist keine Rede

Auch Maud Debreuil, Manager des AXA IM Euro Liquidity, sieht auf kurze Sicht keine ernst zu nehmende Inflationsgefahr. Von Deflation könne auch keine Rede sein. Er führt dies auf eine Reihe von Faktoren zurück: Einerseits sei ein zurückgehendes Lohnwachstum nicht zu erwarten, was letztlich stark fallende Preise verhindert. "Dazu kommt, dass auch die administrierten Preise, die rund zehn Prozent des europäischen Inflationsindex ausmachen, den Nachfragerückgang im Zuge der steigenden Staatsdefizite abschwächen werden", so der Experte.

Positive Aspekte einer Staatsverschuldung

Nach Ansicht von Roswitha Kreller, Managerin des Deutsche Postbank Euro Cash, kann der im Zuge der Wirtschaftskrise sprunghaft gestiegenen Staatsverschuldung auch Positives abgewonnen werden. "Dies hat eine stabilisierende Wirkung entfalten können", so Kreller. Nicht vergessen werden dürfen auch die negativen Folgen dieser Entwicklung, wie der erhöhte staatliche Kapitaldienst und Schuldenstand. Dies sei jedoch nicht negativ im klassischen Sinn. Denn dieses Phänomen würde beinahe alle Staaten betreffen. Nur die Staaten, die überproportional betroffen sind oder ihre Stabilitätsaufgabe nicht mehr wahrnehmen können müssten mit steigenden Risikoprämien rechnen.

"Derzeit gibt es aber keine Anzeichen mehr für einen erheblichen Anstieg der Risikoprämien und die Staatsanleihen-Emissionen konnten sogar mit großem Erfolg platziert werden und sind auf rege Nachfrage der Investoren gestoßen", so die Deutsche Postbank Financial Services-Expertin weiter. Somit sei der Einfluss der erhöhten Staatsverschuldung auf die Geld- und Kapitalmärkte nur als graduell und selektiv einzuschätzen.

Konservatives Risikoprofil bevorzugt

Angesichts des derzeitigen unsicheren Marktumfelds versuchen sich die Fortis-Experten bei ihren Geldmarktfonds auf ein konservatives Risikoprofil zu konzentrieren. "Liquiditätssicherung und Kapitalerhaltung kommen ganz klar vor Gewinnsteigerung", so Girault. So hat man etwa in den normalen Geldmarktfonds Euro Commercial Papers auslaufen lassen und die Cash-Allokation erhöht. Bei den erweiterten Fonds wurde hingegen die Cash-Quote reduziert und drei bis sechs Monate laufenden Euro Commercial Papers zugekauft. Unterdessen hält das Fondsmanagement bei den dynamischen Fonds an ihrer "buy-and-hold"-Einstellung bei ABS fest.

Bei Neuemissionen zugreifen

Im Portfolio des Gerling Reserve Fonds befinden sich laut Frisch keine strukturierten Produkte. Konkret setzt er sich derzeit zu 30 Prozent aus Investment-Grade Unternehmensanleihen und zu 35 Prozent aus Senior Bonds aus dem Financial-Bereich zusammen. Jeweils zehn Prozent sind Covered Bonds und Staatsanleihen, weitere fünf Prozent Cash. "Wir befinden uns in keiner Situation wo wir kaufen müssen, möchten aber bei interessanten Neuemissionen zugreifen können", erklärt Frisch.

Finanzsektor bei nachrangigen Anleihen verwundbar

Der RINGTURM Euro Cash Plus ist laut Halsegger derzeit zu einem bedeutenden Anteil in liquiden Staatsanleihen und Covered Bonds aus dem AAA-Bereich investiert. Zusätzlich habe er selektiv Financials und Corporates beigefügt. "Wir sind hier wahrscheinlich defensiver als andere geldmarktnahe Produkte ausgerichtet. Wir halten den Finanzsektor vor allem bei den nachrangigen Anleihen noch immer für verwundbar", erklärt Halsegger.