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Mädchen scheuen laut Studie öfter den Wettbewerb als Buben - für die StudienautorInnen vor allem ein wirtschaftliches Problem.
Innsbruck - Mädchen sind laut einer Studie der Innsbrucker Universität weniger am gegenseitigen Wettbewerb interessiert als Buben und das obwohl sie gleiche Leistungen erbringen. Das könnte eine der möglichen Ursachen sein, warum Frauen in Hierarchien weniger leicht nach oben kommen und auch die immer noch vorhandenen Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern begründen, meinte Studienautor Matthias Sutter. Die Studie hat er gemeinsam mit Daniela Rützler durchgeführt.
"Ineffiziente" Situation
Der experimentelle Wirtschaftsforscher Sutter vom Institut für Finanzwissenschaft an der Uni Innsbruck sieht darin auch ein "volkswirtschaftliches Problem". Immerhin wolle man die Besten haben. Wenn sich Mädchen, die gut sind, weniger oft bewerben, sei das letztendlich "ineffizient". "Bei den Frauen liegt viel Potenzial brach, weil sie sich zu wenig zutrauen und deshalb auch seltener Karriere machen", wird der Studienautor in der "WamS" zitiert.
Auf der anderen Seite kämen viele schwächere Männer in gehobene Positionen, weil sie die Herausforderung suchten. Sutter untersuchte gemeinsam mit Rützler, wie das Geschlecht eines Menschen seine Selbsteinschätzung beeinflusst und somit auch seine Lust, sich Wettbewerbssituationen auszusetzen.
Untersuchsanordnung
Untersucht wurde das Verhalten von Kindern im Alter von drei bis 18 Jahren. Laut dem Bericht wurden 780 Kinder von sieben Tiroler Schulen in die Studie mit einbezogen. Sie wurden in zwei Gruppen geteilt. Die Jüngeren in einem Alter von drei bis acht Jahren mussten über eine Distanz von 25 Meter laufen, die Gruppe der Neun- bis 18-Jährigen sollte einfache Additionen lösen. Dabei hatten beide die Wahl entweder gegeneinander anzutreten oder einzeln.
Während Mädchen ihre Leistung realistisch beurteilt hätten, hätten Jungen ihre Leistungskraft deutlich überschätzt. "Je älter die Jungen werden, desto mehr trauen sie sich zu", sagte Sutter in der WamS.
Weniger Wettbewerb bei gleicher Leistung
Obwohl beide Geschlechter die Aufgaben im Schnitt exakt gleich gut meisterten, stellten die AutorInnen "dramatische Unterschiede" bei der Freude an der spielerischen Rivaltiät über alle Altersstufen hinweg fest. Während sich beim Lösen der Additionen im Mittel nur 20 Prozent der Mädchen dafür entschieden sich direkt mit anderen zu messen, waren es bei den Burschen rund 45 Prozent. Auch die Tatsache, dass sich diejenigen, die sich der Konkurrenzsituation stellten, höher belohnt wurden, war offenbar kein Ansporn für die Teilnehmerinnen.
Ungleichheit nicht von Geburt an
Ein ähnliches Bild ergab die Studie bei der Gruppe der Drei- bis Achtjährigen mit einer wichtigen Ausnahme. Im Alter von drei bis vier Jahren gab es bei der Wettbewerbfreude zwischen Mädchen und Buben keinerlei Unterschiede. Ein möglicher Erklärungsansatz sei laut Sutter, dass mit dem Eintritt in den Kindergarten ein bestimmtes Rollenverständnis geprägt werde. Belegt sei damit jedenfalls, dass es solche Ungleichheiten nicht von Geburt an gebe. (APA/red)