Österreichs Kindern geht es laut OECD finanziell gut. Die heimische Jugend geht aber öfter Risiken ein: 27 Prozent der unter 15-Jährigen rauchen regelmäßig - deutlich mehr als im OECD-Schnitt

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Berlin/Wien - Fast jedes vierte Kind in der Türkei lebt in Armut. Die Kinderarmut ist dort neunmal größer als in Dänemark. Damit führt die Türkei die OECD-weite Statistik zur Kinder-Armut an, gefolgt von Mexiko (22,2 Prozent) und Polen (21,5 Prozent). Österreich findet sich mit 6,2 Prozent in relativer Armut lebenden Kindern an fünftletzter Stelle (siehe Grafik), deutlich unter dem OECD-Schnitt. Das geht aus dem Ersten Kinderbericht der OECD hervor, der am Dienstag in Berlin präsentiert wurde. 

Unterschiedlich gesund

Auf 192 Seiten wird darin die Situation der jüngsten Bewohner der OECD-Länder dargelegt. Fokussiert wurde dabei auf das materielle Wohlbefinden, das Zuhause und die Umgebung, Erziehung, Gesundheit und Sicherheit, Risikoverhalten und die Qualität der Schulerziehung. Die größten Unterschiede zwischen den OECD-Ländern offenbaren sich in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit.

Keines der Länder hat ausnahmslos in allen Bereichen gut abgeschnitten; besonders schlecht waren die Ergebnisse Mexikos und der Türkei. Die Daten zeigen, dass Buben im Schnitt in schlechteren Lebenssituationen leben als Mädchen. Auffällig ist beispielsweise, dass deutlich mehr Buben sich das Leben nehmen. In Österreich, dessen Sterblichkeitsrate bei den Null- bis 19-Jährigen im Durchschnitt liegt, begehen verhältnismäßig viele männliche 15- bis 19-Jährige Selbstmord. Nur in Neuseeland, Island und Finnland ist die Suizidrate noch höher.

Ungleiche Chancen

Zwar gibt Österreich mehr Geld für Kinder und Jugendliche aus als die meisten OECD-Länder und etwa 40 Prozent der öffentlichen Mittel für Kinder werden direkt an die Eltern ausbezahlt. Die erbrachten Leistungen österreichischer Schüler liegen trotzdem nur im Durchschnitt. Und in Sachen Chancengleichheit schneidet Österreich im OECD-Vergleich eher schlecht ab. Die Leistungsunterschiede zwischen schwachen und starken Schülern sind hierzulande vergleichsweise groß, beispielsweise in der Lesekompetenz.

Negativ sticht Österreichs Jugend auch im Risikoverhalten hervor, was sich beispielsweise beim Rauchen zeigt: So liegt der Anteil der unter 15-jährigen regelmäßigen Raucher mit 27 Prozent um mehr als ein Drittel über dem OECD-Schnitt. Auch Alkoholkonsum ist hierzulande weit verbreitet: 22,7 Prozent der 13- bis 15-Jährigen berichten, dass sie schon zweimal betrunken waren. Im OECD-Schnitt hat knapp jedes fünfte Kind dieser Altersgruppe schon zwei Räusche gehabt. Auch Mobbing scheint in Österreich ein größeres Thema zu sein, als im OECD-Schnitt, wo elf Prozent der Schüler angeben, Erfahrungen damit gemacht zu haben. Hierzulande sind es 16 Prozent. Trotzdem geht mehr als ein Drittel der Schüler nach eigenen Angaben gern zur Schule. Im OECD-Schnitt gibt das nur gut jeder Vierte an. (Gudrun Springer, DER STANDARD Printausgabe, 2.9.2009)