Wolfgang Kos fordert einen "optimalen Standort" für das neue Wien Museum, das ab 2010 errichtet werden soll, und "fotofähige" Architektur. Ideal wäre unter anderem das Zentrum des Karlsplatzes oder der Donaukanal - Von Thomas Trenkler
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Wien - Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums, hatte zuletzt nicht immer die beste Laune. Denn im Oswald-Haerdtl-Bau am Rande des Karlsplatzes ließ sich nicht jenes "Museum des 21. Jahrhunderts" realisieren, das ihm vorschwebt: "Schon bei der Eröffnung 1959 haben alle Beteiligten festgestellt, dass das Gebäude zu klein ist und zu niedrige Räume hat. Das Museum war zuletzt nicht mehr in der Lage, sein Potenzial, seine Masterpieces so attraktiv anzubieten, dass die Touristen gekommen sind."
Museum von europaweiter Beispielwirkung
Doch nun gab Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) bekannt, dass die Stadt in der nächsten Legislaturperiode (also ab 2010) einen Neubau errichten möchte. Kos umreißt seinen Auftrag so: "Die Stadt wünscht sich ein großstädtisches Universalmuseum mit hoher Publikumsaktivität. Es geht also nicht darum, das Wien Museum einfach nur in ein anderes Gebäude zu übersiedeln: Es soll ein Museum von europaweiter Beispielwirkung werden."
Abo-Museum für Wiener
Kos will sein Konzept in sechs Monaten fertig haben. Der Slogan "Hier kommen Sie Wien auf die Spur" soll künftig nicht nur eine Behauptung sein: "Das Museum ist eine Chance, dem Wien-Kulturtourismus endlich eine neue Attraktion zu geben." Vor allem aber müsse es "das Museum der Wiener" sein: "Es soll kein Schönbrunn oder Hundertwasserhaus werden, die man nur einmal besucht, sondern eine Art Abo-Museum."
Schnell realisierte Schauen zu aktuellen Themen
Das heißt - neben einer neuen Dauerausstellung - zum Beispiel schnell realisierte Schauen zu aktuellen Themen. "Das Museum ist kein zeitneutraler Ort", sagt Kos: "Ich will Geschichte mit fast journalistischen Fragestellungen aufbereiten. Wenn etwa eine Moscheendebatte ausbricht, sollten wir den historischen Hintergrund dazu liefern - wie die Seite 3 in der Zeitung."
Kos pocht daher auf einen "optimalen" Standort: "Wo Menschen oft vorbeikommen - oder wohin sie leicht hinkommen können, ohne einen Ausflug planen zu müssen, also auch ohne Proviantdose." Zudem solle das Museum ein "architektonisches Signal" sein: "ein Merkpunkt - wie die Urania, die Secession oder die Staatsoper. Das heißt: ein Gebäude, das sich nicht in einer Nische versteckt, das auch fotofähig ist, tolle Bilder generiert." Dennoch dürfe die Architektur nicht den Inhalt diktieren, die Praktikabilität sei wichtig: "Es darf kein Kompromissmuseum werden. Diesbezüglich ist im MQ manches schiefgegangen."
Liste mit Standortkriterien
Kos und sein Team haben bereits eine Liste mit Standortkriterien erstellen lassen: "Mit dieser Matrix suchen wir nun gemeinsam mit der Stadt den optimalen Ort. Und es gibt bereits ein paar Orte, die auf Machbarkeit hin überprüft werden." Diese Orte zu nennen, "wäre unprofessionell". Nur so viel: "Es gibt einige Plätze in zentraler Lage mit unangenehmer Leere."
"Traumorte" Karlsplatz und Donaukanal
Einer seiner "Traumorte" wäre inmitten des Karlsplatzes: "Dort, wo das Kunsthallenprovisorium stand und jetzt der Pavillon steht. Das ist jetzt keine böse Aktion gegen die Kunsthalle, aber der Standort zwischen Naschmarkt und Ring am Kreuzungspunkt von zwei der wichtigsten Verkehrsachsen ist optimal." Auch der Donaukanal entlang des zweiten Bezirks wäre interessant. Und weil Kos immer vor Ideen sprüht, fällt ihm sogleich ein: "Heutzutage überbaut man alles. Vielleicht kann man ja auch den Donaukanal überbauen?" (Thomas Trenkler, DER STANDARD Printausgabe 3.9.2009)