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Verkehrslärm als Gesundheitsgefahr (zum Vergrößern anklicken)
Wien/Innsbruck - "Es trommeln die Motoren, es dröhnt in meinen Ohren" - was Herbert Grönemeyer in seinem Lied "Mambo" besingt, ist Realität für 4,8 Millionen Menschen in Österreich. Sie leben in Gegenden mit einem dauerhaften Verkehrslärm, der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gesundheitsschädigend eingestuft wird. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) startete deshalb Dienstag eine Unterschriftenaktion für ein Lärmschutzgesetz.
Maximal 45 Dezibel empfohlen
Die Empfehlungen der WHO liegen bei einem Dauerschallpegel von maximal 45 Dezibel nachts und 55 Dezibel untertags. Die österreichischen Richtwerte sind höher: 55 Dezibel in der Nacht und 65 bei Tag. "Aber auch innerhalb dieses Rahmens lebt immer noch jeder zehnte in einer zu lauten Umgebung", erklärte Wolfgang Rauh, Leiter des VCÖ-Forschungsinstituts.
Das Berliner Robert-Koch-Institut fand heraus, dass eine nächtliche Dauerruhestörung von 55 Dezibel das Bluthochdruckrisiko verdoppelt. Und der heimische Umweltmediziner Hans-Peter Hutter verweist auf eine um zwanzig Prozent erhöhte Herzinfarkt-Wahrscheinlichkeit bei permanenten 65 Dezibel.
Belastung nimmt zu
Die Lärmbelastung wird noch zunehmen, warnt der VCÖ. Bis 2010 werde der Verkehr um rund 25 Prozent steigen. Für den Flughafen Wien-Schwechat sei bis dahin eine Verdoppelung der Flugbewegungen vorausgesagt. "Die Politik darf sich nicht taub stellen", meint Rauh. Der VCÖ fordert verbindliche Grenzwerte in einem Lärmschutzgesetz sowie die Möglichkeit finanzieller Entschädigungen.
Die am besten erforschte Geräuschkulisse Österreichs hat Innsbruck. Mit dem von der HTL für Bautechnik entwickelten Lärmkataster lassen sich die durchschnittlichen Belastungen für jeden Punkt in der Stadt berechnen. Spitzenreiter ist der parallel zur Autobahn verlaufende Bichlweg, dessen Anrainer nachts 65 Dezibel Dauerschallpegel haben.
Das Rockkonzert schlägt
Bei Rockkonzerten wurden schon trommelfellbedrohende 118 Dezibel gemessen. Das ist so laut wie ein startendes Kampfflugzeug oder der Torjubel in einem vollbesetzten Fußballstadion. (simo/DER STANDARD, Printausgabe, 26.3.2003)