London/Washington - Bei dem kurzfristig angesetzten Besuch des britischen Premiers Tony Blair bei US-Präsident George Bush am Mittwoch in Camp David soll es, wie Agenturen berichten, auch darum gehen, welchen Anteil Firmen aus Großbritannien am lukrativen Wiederaufbau des Irak haben werden. In der britischen Wirtschaft herrscht erhebliche Aufregung, weil die den Wiederaufbau organisierende US-Behörde für internationale Entwicklung (USAid) bereits mehrere Einzelaufträge des zunächst 900 Millionen Dollar umfassenden Programms exklusiv an amerikanische Unternehmen vergeben hat.
Leere Hände
Die britische Entwicklungsministerin Clare Short, die vorige Woche in Washington versucht hatte, die US-Regierung davon zu überzeugen, das seit Jahrzehnten größte Wiederaufbauprojekt über die UNO und unter Einbeziehung britischer Firmen laufen zu lassen, war mit leeren Händen zurückgekehrt.
Am Montag vergab USAid den Auftrag für den Wiederaufbau des - zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eroberten - irakischen Hafens Umm Kasr an die Firma Stevedoring Services of America (SSA) in Seattle. Die britische Firma P&O, die sich ebenfalls um den 4,8 Millionen Dollar umfassenden Auftrag beworben hatte, ging ohne Begründung leer aus.
Halliburton erhält erste Aufträge
Am Dienstag meldete die Agentur Bloomberg, dass die US-Firma Halliburton, wie erwartet, vom US-Verteidigungsministerium den Auftrag erhalten habe, brennende Ölquellen im Irak zu löschen und die Ölförderanlagen wieder aufzubauen. Durchgeführt werden diese Aufgaben vom Halliburton-Tochterunternehmen Kellogg Brown & Root. Halliburton wurde von 1995 bis 2000 vom gegenwärtigen US-Vizepräsidenten Dick Cheney geleitet. (Reuters, Bloomberg, est, DER STANDARD, Printausgabe 26.3.2003)