Bad Tatzmannsdorf - Kinder, Kinder: Wie die Zeit vergeht! Gestern noch ein Youngster, heute schon ein Routinier. Für manche war das eine Überraschung. Für einen sicher nicht. Für Christian Fuchs. "Ja, so ist's" , sagt er. Fast so, als wollte er sagen: Na ja, ist halt eine Alterserscheinung.

Alterserscheinung! Christian Fuchs wurde im Mai 23 Jahre alt. Mittlerweile aber hat er 26 Länderspiele auf dem Buckel und war damit der Dienstälteste unter den Siegern gegen die Färinger (3:1). Das wirklich Erstaunliche daran: Das sah man auch. So ruhig, beinahe besonnen agierte er gerade dann, wenn, wie vor allem in der zweiten Hälfte, die Nervosität sich in die Mannschaft schleichen wollte. "Ich hab manchmal schon probiert, das Tempo herauszunehmen, den Ball zu beruhigen."

Dabei ist Christian Fuchs ja einer gewesen, der ein wenig zwischen den Aufgaben gehangen ist. Seine an sich offensive Orientierung im 3-5-2 des SV Mattersburg kam wohl seinem Naturell entgegen, widersprach aber doch dem Einsatz als Defensiver im 4-4-2 des Teams. Jetzt, in Bochum, hat er seinen Platz wegen seiner offensiven Qualitäten aber genau dort gefunden. Mehrmals kam er ins Team der Runde der deutschen Fußballbibel Kicker. Und hätte ihn nicht gegen Saisonende eine Knieverletzung außer Gefecht gesetzt, wäre er von der Kicker-Jury zum "besten Außenverteidiger der Rückrunde" gekürt worden.

Das sagt jetzt nicht nur Christian Fuchs. Sondern vor allem sein Entdecker, langjähriger Betreuer und Begleiter, Heinz Griesmayer, den die Reifung seines Schützlings nicht überrascht. "Der Christian hat immer alles als einen Prozess gesehen, bei dem man sich durch Anfangsschwierigkeiten nicht gleich aus dem Konzept bringen lassen darf. Und im vergangenen Jahr ist er eben endgültig erwachsen geworden."

Etwas, das er im Rahmen der juvenilen Möglichkeiten aber wahrscheinlich immer schon gewesen ist. Auf die Frage, ob er denn nicht auch einmal "deppert" gewesen sei - eine Frage, die man nur einem Erwachsenen stellt -, reagiert er mit einer Gegenfrage:Was denn damit gemeint sei, mit "deppert" . Nun, das war auch schon die Antwort: War er nicht, nie.

Heinz Griesmayer widerspricht dennoch dem äußeren Schein, dass Fuchs bloß "ein Braver" sei. "Er ist höflich, gesellig, kann reden. Aber auf dem Platz ist er schon auch eine Krätzn, so ist es nicht." Aber da sei er keineswegs allein. Das sei eine ganze Generation, sagt Griesmayer, der als Gymnasiallehrer ja ein wenig Einblick hat ins Heutige der Jugend. Jantscher, Beichler - die seien alle so. Schwiegersohnartig, gewiss, aber eben nur bis zum Anpfiff.

Dazu passt, dass auf die "Deppert" -Frage dem Christian Fuchs gleich seine Gattin Michaela einfällt. Die gefunden zu haben, "war ein Glück" . Auch mit Blick aufs Ballesterische, für das er sich ein klare Perspektive gezimmert hat:"Es ist ja kein Geheimnis, dass ich auf die Insel will." Dass er in Bochum zuletzt auf der Bank saß, irritiert ihn kaum. Es stachelt ihn an. "Der Trainer wird nur schwer an mir vorbeikommen, das zeig ich ihm im Training." Der Teamchef hat schon gesehen. Es wäre eine Überraschung, würde Christian Fuchs am Mittwoch nicht zum 27. Mal das Teamleiberl tragen. (Wolfgang Weisgram - DER STANDARD PRINTAUSGABE, 8.9.2009)