
Haben Wörterbücher im Google-Zeitalter ausgedient?
Schlagen Sie noch ein gedrucktes Wörterbuch auf, wenn sie mal schnell die Bedeutung oder Übersetzung eines Wortes nachschauen wollen? Und findet man darin überhaupt noch aktuelle Begriffe? Google liefert - am Computer oder Handy - sofort, was man wissen muss. Aber sind wir wirklich zufrieden mit dieser Lösung? Jedenfalls gibt es derzeit für die Wall Street Journal-Autorin Julia Angwin keine ernstzunehmende Alternative.
Wörterbuch-Defizit
Veraltete Erklärungen und fehlende Beispielsätze prägen laut Angwin die meisten Wörterbücher - gedruckte sowie online Ausgaben. Google hingegen liefert sowohl die Bedeutung eines Begriffs als auch jede Menge Beispielsätze. Besonders deutlich werde das bei Begriffen, deren Bedeutung sich in den letzten Jahren verändert oder erweitert hat, etwa wie beim Wort "Widget". Technologie-affine Menschen verbinden mit Widgets kleine Programme, die am Computer-Desktop, am Smartphone oder auf einer Website bestimmte Funktionen und Inhalte anzeigen - beispielsweise das aktuelle Wetter, Aktienkurse, Twitter-Updates oder etwa auch Computer-Informationen wie die CPU-Temperatur.
Guter Überblick mit Google
Sucht man nun bei Google nach "Widget" findet man unter den Ergebnissen als erstes den Wikipedia-Eintrag, der eine Begriffserklärung liefert, darunter die Apple- und Yahoo-Seiten. Wer also keine Ahnung hat, was ein Widget ist, sollte mit diesen Informationen bereits einen guten Eindruck erhalten. Bei den Google News findet man jede Menge Beispielsätze und unter wenn das alles nicht reicht, sieht man sich einfach die Bilder der Google-Suche an.
Veraltete Begriffe
Schlägt man das Wort nun in Online-Wörterbüchern nach, bleibt man zunächst etwas ratlos zurück. Die kostenlose Online-Ausgabe des Merriam-Webster Wörterbuchs liefert als Begriffserklärung für Widget folgendes: "an unnamed article considered for purposes of hypothetical example". Beispielsätze oder gar Abbildungen bleibt die Seite schuldig. In anderen Wörterbüchern hat Angwin teilweise zwar aktuellere Erklärungen gefunden, wirklich zufriedenstellend war aber keine.
Wordnik
Etwas vielversprechender ist das neue Online-Wörterbuch Wordnik. Neben der Wortbedeutung liefert die Seite aktuelle Beispielsätze von Websites und von Twitter, verwandte Begriffe und Bilder von Flickr. Für die WSJ-Autorin ist Wordnik zwar noch lange nicht perfekt, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Man dürfe dieses Feld nicht Google überlassen. (red)