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Wien - Bei den Bildungsausgaben hat sich - allen Lippenbekenntnissen der Politik zum Trotz - in Österreich seit der Jahrtausendwende kaum etwas getan, ergibt die aktuelle OECD-Studie Eduacation at a Glance 2009: Während in den OECD-Ländern die öffentlichen Ausgaben für Bildung im Verhältnis zu den öffentlichen Gesamtausgaben zwischen 1995 und 2006 im Schnitt um 1,3 Prozentpunkte auf 13,3 Prozent stiegen, wuchs der Anteil hierzulande im gleichen Zeitraum lediglich um 0,2 Prozentpunkte auf elf Prozent. Damit liegt Österreich im hinteren Drittel der OECD-Länder. Bei den Ausgaben pro Schüler bzw. Student zählt Österreich im internationalen Vergleich hingegen zu den Spitzenreitern.
Ein Minus bei Bildungsausgaben
Zwischen 1995 und 2000 wuchs der Anteil der Bildungsaufwendungen an den öffentlichen Gesamtausgaben in den meisten Ländern, im OECD-Schnitt betrug das Plus 0,9 Prozentpunkte (Österreich: minus 0,1 Prozentpunkte). Zwischen 2000 und 2006 betrug der Anstieg im OECD-Schnitt wie auch in Österreich 0,3 Prozentpunkte. Gemessen an den öffentlichen Gesamtausgaben sind derzeit Mexiko, die Slowakei, Neuseeland und Island mit jeweils über 18 Prozent Spitzenreiter bei den Bildungsausgaben. Unter dem österreichischen Wert von elf Prozent liegen Frankreich (10,6), Ungarn (10,4), Tschechien (10,1), Deutschland (9,7), Italien und Japan (jeweils 9,5).
Im Spitzenfeld bei Ausgaben pro Schüler/Student
Bei den jährlichen Ausgaben pro Schüler bzw. Student liegt Österreich dagegen nach wie vor im internationalen Spitzenfeld. Von der Volksschule bis zur Hochschule werden hierzulande pro Schüler bzw. Student 10.895 Dollar (kaufkraftbereinigt) aufgewendet, das bedeutet Platz vier hinter dem Spitzenreiter USA (13.447 Dollar), der Schweiz und Norwegen, der OECD-Schnitt liegt bei 7.840 Dollar. In allen Bildungsbereichen liegen die heimischen Aufwendungen deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Länder, in der Volksschule bei 8.516 Dollar (OECD: 6.437), im Sekundarbereich bei 10.577 Dollar (8.006) und im Tertiärbereich (ohne Forschungsaktivitäten) bei 15.148 Dollar (12.336).
Kostentreiber: Kleine Klassen, hohe Lehrergehälter
Als Kostentreiber im österreichischen Schulsystem identifiziert die OECD im Volksschulbereich vor allem die geringen Klassengrößen in den Volksschulen, für jeden Schüler werden damit 364 Dollar mehr ausgegeben als im OEDC-Schnitt. In der Sekundarstufe I (Hauptschule, AHS-Unterstufe) sind die hohen Kosten pro Schüler (884 Dollar über dem OECD-Schnitt) vor allem auf die geringe Anzahl der Unterrichtsstunden pro Lehrer zurückzuführen. Im Sekundarbereich II (AHS-Oberstufe und berufsbildende höhere Schulen) kosten die Schüler vor allem wegen der Lehrer-Einkommen mehr als in anderen OECD-Staaten (151 Dollar mehr als im Schnitt).
Trotz mehr Unterrichtsstunden unter dem Schnitt
Österreichs Lehrer haben pro Jahr weniger Stunden Unterricht, unterrichten in kleineren Klassen und haben weniger Schüler zu betreuen als der durchschnittliche Lehrer in anderen OECD-Ländern. Beim Gehalt der Pädagogen zeichnet die OECD ein differenziertes Bild: Während österreichische Lehrer zu Beginn ihrer Laufbahn und nach 15 Jahren Berufserfahrung etwa soviel verdienen wie jene der übrigen Industrieländer, liegt ihr Höchstgehalt nach 34 Jahren deutlich über dem OECD-Schnitt.
Österreich ist eines der wenigen untersuchten Länder, in denen sich die Zahl der zu unterrichtenden Stunden (à 60 Minuten) zwischen 1996 und 2007 deutlich verändert hat: Bei den Volksschullehrern ist die Unterrichtsverpflichtung um 13 Prozent auf 774 Stunden pro Jahr gestiegen. Sie unterrichten damit allerdings immer noch weniger Stunden als im OECD-Schnitt (798 Stunden), nur in zehn der 37 untersuchten Ländern unterrichten Volksschullehrer kürzer. Am längsten stehen die Volksschullehrer in den USA mit 1.080 Stunden pro Jahr in der Klasse.
Für Lehrer im Sekundarbereich I (Hauptschule, AHS-Unterstufe) ist die Lehrverpflichtung seit 1996 um acht Prozent auf 607 Stunden zurückgegangen (OECD: 709 Stunden), deutlich weniger ist es nur in Ungarn (555) und Südkorea (545). Auch im Sekundarbereich II (AHS-Oberstufe, berufsbildende höhere Schulen) ist die Zahl der zu unterrichtenden Stunden um fünf Prozent auf 589 Stunden gefallen (OECD: 653 Stunden), allerdings haben in dieser Schulstufe Lehrer generell eine geringere Unterrichtsverpflichtung.
Auf einen Lehrer kommen im Primarbereich statistisch 13,6 Schüler (OECD: 16,0), im Sekundarbereich I sind es 10,3 Kinder (OECD: 13,2) und im Sekundarbereich II 11,0 (OECD: 12,5). Die durchschnittliche Klassengröße liegt in Österreich mit 19,9 Kindern im Primarbereich unter, im Sekundarbereich I mit 24,1 Schülern leicht über dem OECD-Schnitt (21,4 bzw. 23,9 Prozent).
Gut bezahlte Lehrer
Deutliche Unterschiede zu anderen OECD-Ländern gibt es in Österreich bei der Gehaltsstruktur. Das Jahresbrutto-Einkommen von Lehrern liegt zu Beginn ihrer Laufbahn etwa im OECD-Schnitt: Im Primarbereich starten sie mit 28.172 Dollar (kaufkraftbereinigt; OECD-Schnitt: 28.687 Dollar), im Sekundarbereich I mit 29.446 Dollar (OECD: 31.000 Dollar) und im Sekundarbereich II mit 29.863 Dollar (OECD: 32.183 Dollar). Das Höchstgehalt eines Lehrers ist in Österreich rund doppelt so hoch wie das Anfangsgehalt. Mit 55.852 Dollar im Primarbereich, 58.046 Dollar in der Sekundarstufe I und 61.170 Dollar in der Sekundarstufe II ist es deutlich höher als im OECD-Schnitt (47.747 Dollar, 51.470 Dollar bzw. 54.440 Dollar). (APA)