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Die Außenminister Spindelegger und Kohout wollen nicht nur auf die Dächer von Mikulov, sondern gemeinsam auch in die österreichisch-tschechische Vergangenheit blicken.
Mikulov - Die Außenminister Tschechiens und Österreichs, Jan Kohout und Michael Spindelegger (ÖVP), haben am Donnerstag in Mikulov (Nikolsburg) an der tschechisch-österreichischen Grenze ein Memorandum zur Einsetzung einer Historikerkommission "zum gemeinsamen kulturellen" Erbe unterzeichnet. Dabei soll es neben den "ruhmreichen" Kapiteln der langen gemeinsamen Geschichte auch um Themen gehen, bei denen es noch unterschiedliche Auffassungen gibt, zum Beispiel die "Benes-Dekrete".
Von Benes-Dekreten bis Prager Frühling
"Wir haben bewusst einen größeren Rahmen gewählt und uns nicht nur auf ein Ereignis fokussiert", umriss Spindelegger nach der Unterzeichnung auf Schloss Mikulov die Aufgabe der "Ständigen Konferenz österreichischer und tschechischer Historiker", die auch eine Plattform für die intensivere Zusammenarbeit von Wissenschaftern, Studenten und anderen Fachleuten sein soll.
"Es gibt mehrere Ereignisse, in der Geschichte, die beleuchtet werden sollen", sagte Spindelegger. Dabei gehe es nicht nur um die Benes-Dekrete nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch um die Jahre 1968 ("Prager Frühling") und 1989 "Samtene Revolution", wo es "viele Sachen beidseits der Grenze" gegeben habe, "die aufgearbeitet gehören". Die Zusammensetzung der Kommission werde in nächster Zukunft geklärt. "Ich bin aber überzeugt, dass das Historiker von Rang und Namen sein werden, die das gut bewerkstelligen können."
Streitpunkt Temelin
Kohout stellte fest, dass mit der Unterschrift der Minister nur die "Rahmenbedingungen fixiert" worden seien, damit diese ihre Arbeit beginnen können. "Ich muss aber dazu sagen, dass die Agenda dieser Arbeit in keiner Weise vordefiniert wird. Weder in positiver noch negativer Weise." Die "Benes-Dekrete" sind in Tschechien und der Slowakei nach wie vor gültig und rechtfertigen unter anderem die Entrechtung, Enteignung und Vertreibung von Angehörigen der deutschen und ungarischen Bevölkerungsgruppe nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Gebieten dieser Länder. Außerdem wurden bei dem Treffen auch weitere umstrittene Themen wie das AKW Temelin und die Frage der Freizügigkeit am Arbeitsmarkt angesprochen. (APA)